Ausstellung Margit Riezinger: Der helle Grat
Annäherung an die Botanische Illustration. Pflanzenbilder in AquarellrechnikDie oö. Künstlerin Margit Riezinger ist diplomierte Sozialarbeiterin und studierte Malerei und Grafik an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Seit 2014 beschäftigt sie sich intensiv mit der Botanischen Illustration.
Margit Riezinger über ihre Ausstellung im Botanischen Garten Linz:
Mit dem hellen Grat beziehe ich mich auf die spezielle Maltechnik. Ihr Anspruch besteht darin, schon in der Vorzeichnung exakt festzulegen, wo das Licht die Farbe der Pflanze „löscht“. Alle Lichtflecken, alle hellen Konturen müssen beim Malen ausgespart bleiben. Die verbliebene helle Linie schärft die Konturen des Drunter und Drüber einer abgebildeten Pflanze derart, dass sie Klarheit in Abgrenzung der Teile und Wuchsrichtungen bringt.
Gelingt es mir in einer Abbildung diese Genauigkeit und Qualität durchzuhalten, somit der Schönheit der Pflanze nahe zu kommen, so ist mir das die helle Freude.
Ausstellungsort: Botanischer Garten, Seminarraum
Ausstellungsdauer: Samstag, 30. September bis Sonntag, 15. Oktober 2017
Vernissage: Freitag, 29. September 2017, 18 Uhr - Eintritt frei!
Plakat zur Ausstellung (PDF | 1,05 MB)
Historische Entwicklung und Bedeutung der Botanischen Illustration
von Margit Riezinger
Botanische Illustration diente stets der Beschreibung, Bestimmung und Wiedererkennung von Pflanzen, weshalb sämtliche bekannte Merkmale in der Abbildung sichtbar sein sollten.
Schon frühe Werke, wie jenes des byzantinischen Dioskurides aus dem Jahr 512 n. C. zeigen Arzneipflanzen in Farbe und geben Auskunft über deren Heilwirkung. In späteren Jahrhunderten setzte sich das Botanisieren für Kräuterbücher fort. Pflanzensucher und -sammler waren oft Mediziner.
Im 16. Jahrhundert entstanden im Bereich der Universitäten die ersten Botanischen Gärten (vgl. Hücking in Hielscher u. Hücking 2002 S. 9).
An der Erkundung immer weiterer Erdregionen entzündete sich zunehmend die Sammel- und Forschungsleidenschaft. Es wurden oft Jahre dauernde Expeditionen ausgestattet, deren Teilnehmende unterschiedlichen Forschungsaufträgen und -interessen nachgingen. Mit der Dokumentation dieser Forschungsreisen hatte auch die Botanische Illustration ihre Blütezeit.
„Im 18. Jahrhundert löste sich die Pflanzenlehre von der Medizin“, schreibt Renate Hücking in der Einleitung des Buches „Pflanzenjäger“ (Hücking in Hielscher u. Hücking, 2002 S. 9). H. Walter Lack benennt die Zeit zwischen 1750 und 1850 als „das goldene Jahrhundert der botanischen Illustration“ (Lack 2016, S. 22). In dieser Zeit malten auch die (damals) österreichischen Brüder Franz und Ferdinand Bauer und der Franzose Pierre-Joseph Redouté.
„Botanische Illustrationen“, schreibt H. W. Lack über deren Zweck, „haben sehr wenig mit Kunst zu tun, sie zählen zum Gebiet der Naturwissenschaften, ästhetische Überlegungen sind gänzlich unangebracht, und Schönheit ist ein angenehmer, jedoch völlig irrelevanter Nebeneffekt.“ (Lack 2016, S. 22)
Zum einen, scheint mir, wird gerne noch auf frühere Illustrationen zurückgegriffen und sie werden nach wie vor zur Pflanzen-Bestimmung herangezogen. Zum anderen ist es auch heute nötig, botanische Beobachtungen und Entdeckungen als Zeichnung zu dokumentieren. Diese Illustrationen finden mit spezifischen Erläuterungen ihr Zielpublikum in wissenschaftlichen Fachgemeinden.
Zum dritten gibt es die Pflanzenmalerei, die oft auf die Schönheit der Pflanzen rekuriert, mit stark differierenden Ansprüchen an Genauigkeit und Vollständigkeit.
(Literatur: Hielscher. K. und Hücking R. (2002 München) Pflanzenjäger. In fernen Welten auf der Suche nach dem Paradies; Lack. H. W. (2016 Kölln) A Garden Eden. Masterpieces of Botanical Illustration)