Botanischer Garten - Arboretum - Bäume und Sträucher
Bei einem Arboretum handelt es sich um eine Sammlung von Gehölzen aus aller Welt, die ausgepflanzt werden, um Erkenntnisse bezüglich ihrer Tauglichkeit für die Verwendung zu erlangen.
Wo befindet sich das Arboretum?
Das Linzer Arboretum befindet sich am südwestlichen Abhang des Freinberges unterhalb des Jesuitenklosters. Es umfasst ein Areal von ca. 8 Hektar und erstreckt sich rund um einen ehemaligen denkmalgeschützten Bauernhof (Thurnermeisterhof), in dem die Gärtnerei und Baumschule des Geschäftsbereiches Stadtgrün und Straßenbetreuung der Stadt Linz untergebracht ist. Diese Anlage ist als öffentliche Grünanlage für die Bevölkerung zugänglich und durch Wege und Ruheplätze erschlossen. Erreichbar ist das Arboretum von der Bushaltestelle Freinberg der Linie 26, deren Endstation sich im Bereich des Senders befindet. Mit der Linie 27 und 45 von der Haltestelle Ziegeleistraße gelangt man zum Sternwarteweg und ist bereits im Zentrum dieser Anlage, in der sich auch die Sternwarte der Linzer Astronomischen Gemeinschaft „Johannes Kepler" befindet.
Geschichte des Arboretums
Die Anfänge des Arboretums gehen bis ins Jahr 1853 zurück, als der Jesuitenpater Johann Nepomuk Hinteröcker, welcher als Professor für Naturgeschichte am bischöflichen Gymnasium am Freinberg unterrichtete, auf diesem Areal einen Botanischen Garten anlegte. Diese Anlage enthielt 610 Gattungen und 1914 Arten und wurde 1871 wieder aufgelassen. In den 1950er Jahren wurde von der Stadt Linz diese ca. 14 ha große Fläche angekauft und dem Grüngürtel der Stadt eingefügt. 1958 wurde mit den ersten Arbeiten zur Gestaltung des Areals begonnen und seither wird das Arboretum durch Neupflanzungen ständig erweitert.
Gliederung des Arboretums
Die Standorte sind nach ökologischen und systematischen Gesichtspunkten ausgewählt. Die Sammlung umfasst derzeit etwa 700 Arten und Sorten und wird laufend ergänzt. Das Hauptaugenmerk liegt vor allem in der Darstellung einer großen Vielfalt an Wildformen, die auch botanische Raritäten einbeziehen. Aber auch durch Züchtung oder Mutationen entstandene Gartenformen sind vorhanden. Geografisch sind neben Pflanzen Europas auch Vertreter der gemäßigten Zonen Amerikas, Asiens und Nordafrikas vorhanden.
Die Bodenverhältnisse im Arboretum reichen von trockenen und steinigen Standorten, sauren Urgesteinsböden beim Maximilianweg bis zu sandigen Lehmböden, die mehr Feuchtigkeit halten im Bereich an der Holzheimerstraße und umfassen somit mehrere Bodenklassen, die den unterschiedlichsten Ansprüchen von Gehölzen entsprechen. Das Sortiment umfasst alle wichtigen Gruppen von bereits bekannten Gartengehölzen sowie zahlreiche Raritäten, die noch kaum verbreitet, jedoch gartenwürdig sind. Im Folgenden soll nur eine Aufzählung der wesentlichsten Gruppen erfolgen.
Die wichtigste Pflanzenfamilie ist zweifellos jene der Rosengewächse (Rosaceae), welche die meisten Gattungen und Arten beinhaltet. Die Familie ist mit ca. 3.200 Arten über die ganze Erde verbreitet, in Mitteleuropa sind es über 100 Arten. Es handelt sich meist um schöne Blütengehölze, Bäume, Sträucher und Zwerggehölze, die oft durch dekorative Früchte auffallen. Manche Kirschenarten ziert eine schöne Rinde, welche die Bäume besonders im Winter reizvoll macht. Auch die meisten heimischen Obstarten (Kernobst mit Apfel, Birne, Quitte, Steinobst mit Kirsche, Pflaume, Pfirsich, Marille,...) gehören dazu. Natürlich enthält diese Familie auch Stauden wie Erdbeere und Nelkenwurz und wenige krautige Pflanzen. Die Palette der Arten und Sorten ist beinahe unüberschaubar, alljährlich kommen neue hinzu. Vertreten sind u. a. folgende Gattungen: Amelanchier, Chamomeles, Cotoneaster, Crataegus, Malus, Potentilla, Prunus, Pyrus, Rosa, Rubus, Spirea, Sorbus u. a. Die Ahorngewächse (Aceraceae) sind mit dem Ahorn (Acer) in vielen Arten und auch Sorten vertreten. Es handelt sich um eine um die ganze Erde verbreitete Gattung mit verschiedenen Wuchsformen. Vom zwergigen Fächerahorn Japans bis zum europäischen Bergahorn und dem kanadischen Zuckerahorn gibt es alle Übergänge in Größe, Form und Laubausbildung. Diese Gruppe zeichnet sich auch durch eine besonders intensive Herbstfärbung aus.
Die Familie der Magnoliengewächse (Magnoliaceae) enthält die schönsten Blütengehölze und ist aus den Gärten nicht mehr wegzudenken. Die bekannte Tulpenmagnolie (Magnolia soulangeana) ist nur eine von vielen dekorativen Arten und Sorten. Die Gattung ist in Asien und Amerika mit ca. 80 Arten verbreitet. Viele Züchtungen leiten sich aus diesen Wildformen ab.
Die Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) zeichnen sich vor allem durch schöne Blütensträucher, wie Kolkwitzia, Weigelia, Lonicera und Viburnum aus. Als Fruchtgehölz ist der heimische Holunder (Sambucus nigra) in verschiedenen Varietäten vertreten.
Bei der Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae) ist der Zauber, dass sie ihre Blüten mitten im Winter bei milden Temperaturen öffnen. Mit Hamamelis in mehreren Arten und Sorten sind diese Sträucher aus Asien vorhanden, in der Herbstfärbung des Laubes zeichnen sich diese Pflanzen durch goldgelbe Töne aus.
Die Gruppe der Schmetterlingsblütler (Leguminosae) ist sehr vielgestaltig, die mehr krautige Pflanzen und Nutzpflanzen enthält (Klee, Luzerne, Erbse, Bohnen,...), aber auch Gehölze. An den Wurzeln dieser Pflanzen befinden sich Bakterienstämme (Knöllchenbakterien), die Luftstickstoff den Pflanzen zugänglich machen und speichern und somit für die Erschließung nährstoffarmer Böden geeignet sind. Eine bekannte Pionierpflanze, die aus Amerika stammt, ist die Robinie, auch als „Akazie" bezeichnet, die große Flächen Ödlandes besiedeln kann, aber auch in heimische Wälder eindringt. Dort kommt es aufgrund der Stickstoffanreicherung zu einer Verdrängung der bodenständigen Vegetation. Weiters gehören schöne Blütensträucher wie Goldregen, Ginster, Bäume wie der mächtige Schnurbaum, der zierliche Judasbaum, dessen Blüten direkt am Stamm entspringen, die stark kletternde Wisteria mit langen blauen Blütentrauben und noch andere interessante Gattungen dazu.
Bei den Ölbaumgewächsen (Oleaceae) denkt man an Oliven und südliche Vegetation, die bei uns nicht winterhart ist. Diese Familie beinhaltet aber auch bekannte und schöne Blütensträucher wie Flieder und Forsythie, deren leuchtend gelbe Blüten meist zu Ostern erscheinen und ihr den Namen Osterstrauch einbrachte. Der Flieder in vielen Sorten erblüht Anfangs Mai, gerade rechtzeitig zum Muttertag. Ein im Spätwinter blühender Spalierstrauch ist der gelbe Jasmin (Jasminum nudiflorum), der für südseitige Mauern gut geeignet ist. Der Liguster, die heimische Rainweide, führt bei uns eher ein Schattendasein als Heckenstrauch.
Aus der Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) sind nur wenige, verholzende Pflanzen bekannt wie z.B. die Deutzia, Philadelphus (Pfeifenstrauch oder falscher Jasmin) und die Zierribisel (Ribes), die mit roten Blüten gemeinsam mit dem Osterstrauch erscheinen.
Die Familie der Weidengewächse (Salicaceae) ist mit ihren Vertretern, den Weiden und Pappeln weniger als Gartengehölz, sondern für größere Parkanlagen und die freie Landschaft geeignet, obwohl es auch kleinere und sehr blattdekorative Arten der Weide gibt.
Als Vertreter der immergrünen Nadelgehölze sind die Familien der Cypressengewächse (Cupressaceae) mit den Gattungen Chamaecyparis (Scheinzypresse), Thuja (Thuje) und Juniperus (Wacholder) vertreten. Bei den Föhrengewächse (Pinaceae) sind die Gattungen Pinus (Kiefer), Picea (Fichte), Abies (Tanne), Larix (Lärche) und Cedrus (Zeder) vorhanden und die kleine Familie der Eibengewächse (Taxaceae) enthält vor allem die Eibe (Taxus) in einigen Sorten. Viele Gruppen von Nadelgehölzen zeigen eine große Formenvielfalt in Wuchs sowie Farbe und Form der Benadelung. Die immergrünen Gehölze sind unverzichtbare Elemente für die Gärten, sollen aber nicht ausschließlich, sondern nur sparsam und als besondere Akzente verwendet werden.
Natürlich sind noch viele Gruppen und Einzelpflanzen im Arboretum angesiedelt. Alle Bäume und Sträucher tragen Namensetiketten. Zahlreiche Wege laden zu Spaziergängen und Bänke zum Ausrasten und Erholen ein. Die Wiesen zwischen den Bäumen und Sträuchern werden als Blumenwiesen erhalten und nur 2-3 mal jährlich gemäht. An vielen Bäumen sind Vogelnistkästen aufgehängt.
Allgemeines zu Gehölzen
Unter einem Gehölz versteht man eine Pflanze, die verholzende Triebe ausbildet. Diese Triebe verzweigen sich entweder an der Basis oder ab einer gewissen Höhe. Die Blätter sind sommer- oder immergrün bzw. nadelartig. Danach unterscheidet man Bäume und Sträucher bzw. Laub-, und Nadelgehölze, wobei bei den Laubgehölzen zwischen immergrünen und sommergrünen zu unterscheiden ist. Es ist nahe liegend, dass immergrüne Gehölze, deren Blätter im Herbst nicht abgeworfen werden, in unserem Klima oft unter strengen Wintern leiden. Es kommt zur so genannten „Frosttrocknis". Die Pflanze gilt im allgemeinen Sprachgebrauch als „erfroren“. Das ist jedoch meist nicht der Fall, sondern die Blätter sind vertrocknet. Wenn im Winter der Boden gefroren ist und der Wassernachschub in die Blätter nicht funktioniert, reicht oft eine geringe Sonneneinstrahlung, bei der das in den Blättern vorhandene Wasser verdunstet und aus dem Boden nicht mehr nachgeliefert werden kann. Das führt zur Vertrocknung. Die kritische Zeit für diese Pflanzen ist ab Mitte Februar und März, wenn die Sonneneinstrahlung bereits intensiv ist und noch starke Fröste auftreten können. Bei Kahlfrösten ohne Schneebedeckung friert der Boden bis in große Tiefen und der Wassertransport ist somit lahm gelegt, was zu den bekannten Auswirkungen führt.