Botanische Fleischfresser – die fantastische Welt der carnivoren Pflanzen
Fleischfressende Pflanzen gehören zu den faszinierendsten Phänomenen in der Biologie. Dass sich Pflanzen von Tieren ernähren, galt lange Zeit als Widerspruch in der „gottgewollten Hierarchie“ der Lebewesen, die bei den Pflanzen beginnt und über Tiere bis hin zum Menschen als Krone der Schöpfung führt. Erst der geniale Naturforscher Charles Darwin entdeckte anhand des Sonnentaus, dass das Fangen und Festhalten von Fliegen wohl mit der Ernährungsweise der Pflanzen zu tun haben musste.
Der Botanische Garten Linz widmete sich erstmals im Rahmen einer großen Sonderausstellung diesen „botanischen Horrorwesen“. In enger Kooperation mit der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen und den Österreichischen Bundesgärten wurden im Ausstellungshaus alle wichtigen Gruppen unter den Fleischfressern mit ihren unterschiedlichen Fangmethoden gezeigt: Von den Klebfallen des Sonnentaus über die Klappfallen der Venusfliegenfalle bis hin zu den Gruben- und Reusenfallen, wie man sie bei den Kannenpflanzen oder Sarracenien kennt. Auch der zu den heimischen Vertretern gehörende Wasserschlauch mit seinen Saugfallen wurde gezeigt. Dabei handelt es sich um einen Weltrekord: Der Mechanismus, der zum Verschlucken von Beutetieren führt, gehört zu den schnellsten Bewegungen, die man im Pflanzenreich kennt. Das Einsaugen von kleinen Wasserkrebsen dauert nur 5 Millisekunden! Im Vergleich dazu dauert ein menschliches Augenzwinkern 70mal länger.
Gezeigt wurden nicht nur viele einzelne Arten mit ihren unterschiedlichen Fangstrategien, sondern es wurden auch die Lebensräume, in denen sie vorkommen, künstlich nachgebaut: z.B. Moor, Sumpf, Tufffelsen und Bäume, auf denen sie wachsen.
Als Rahmenveranstaltung wurde am 7. Juli, 18:00 Uhr im Seminarraum des Botanischen Gartens einen spannenden Vortrag von Ing. Günter Seiter über „Fleischfressende Pflanzen – Gattungen/Verbreitung/Fangmethoden“ angeboten.