Hoch hinaus - das Alpinum

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Die Pflanzen, die Hochlagen besiedeln, müssen an die dort herrschenden speziellen Bedingungen angepasst sein. Hohe Strahlungsintensitäten (v.a. im UV-Bereich), kurze Vegetationszeit und stark wechselnde Temperaturverhältnisse sind die prägenden ökologischen Faktoren.  In den Alpen liegt die Vegetationsgrenze bei rd. 4.000 m. In anderen, äquatornäheren Gebirgen kann sie oft bedeutend höher liegen. So steigt die Vegetation im Himalaja bis auf 6.000 m.

Besondere Anpassung an diese extremen Standorte, wie z.B. Zwergwuchs, dichte Behaarung und Polsterform, sichern das Überleben. Viele Alpenblumen sind zudem sehr bunt gefärbt und duften sehr gut. Auch das sind Anpassungen an die Bedingungen in extremen Höhen. Rund um den Globus befinden sich Gebirge oder einzelne hohe Bergmassive. Obwohl die Alpen im weltweiten Vergleich nur ein relativ kleiner Gebirgszug sind, werden die Pflanzen dieser Zonen als „Alpenpflanzen" und Anlagen, in denen Gebirgspflanzen zu sehen sind, als „Alpinum" bezeichnet.

Auf einem Areal von ca. 3.000 beinhaltet das Alpinum 14 Gruppen mit rd. 600 Arten, die nach geographischen Gesichtspunkten geordnet und entsprechend ihren Standortansprüchen besetzt sind. Die meisten der hier kultivierten Gattungen kommen auf kalkreichen Böden vor, in tieferen Lagen können durch eine starke Humusauflage auch kalk meidende Pflanzen gedeihen. Je höher die Pflanzen steigen umso geringer ist in der Regel die Humusauflage und umso krasser ist die Anpassung an den pH-Wert, der den Säuregrad des Bodens anzeigt. Im Tiefland fehlt in den heißen Sommermonaten Tau und Nebel, welche in den Bergen die Luft befeuchtet und manchen Pflanzen als Wasserspender genügt. Einen kleinen Ersatz bieten zwei Teiche, durch deren Verdunstung das Kleinklima verbessert wird.

In den Gruppen der "Pflanzen der oberösterreichischen und österreichischen Kalkalpen" sind typische Arten unserer Alpenflora vertreten, wie Kurzstieliger Enzian (Gentiana clusii), Herzblättriges Kugelblümchen (Globularia cordifolia), Behaarte Alpenrose, auch Almrausch genannt (Rhododendron hirsutum), Weißer Speik  (Achillea clavenae), Zwergglockenblume (Campanula cochlearifolia), Alpenaster  (Aster alpinus), verschiedene Primelarten wie Petergstamm (Primula auricula) oder Clusius-Primel (P. clusiana), Alpennelke (Dianthus alpinus), verschiedene Steinbrechgewächse (Saxifraga caesia, S. aizoon, S. paniculata, S. burseriana), Hungerblümchen (Draba aizoides), Edelweiß (Leontopodium alpinum), Mannsschild  (Androsace lactea), Straußglockenblume (Campanula thyrsoides), Alpenhahnenfuß  (Ranunculus alpestris) - um nur einige anzuführen.

Ein kleiner Bereich ist den Pflanzen der Urgesteinsalpen (Zentralalpen) vorbehalten, die hier im Schiefer- und Urgesteinsschutt gedeihen. Die Zirbe oder Arve mit essbaren Samen (Pinus cembra), die in den Zentralalpen die Baumgrenze bildet, ist genauso zu sehen wie die mit ihr vergesellschaftete Charakterart, die große Flächen besiedelt, die Rostrote Alpenrose (Rhododendron ferrugineum). Die Bärtige Glockenblume (Campanula barbata) wächst vereinzelt in Magerwiesen, die Wildform der Bartnelke (Dianthus barbatus) ist eine zweijährige Pflanze der östlichen Südalpen, die sich als Gartenpflanze stark verbreitet hat und oft verwildert anzutreffen ist.

In der Gruppe der "Pflanzen der Gebirge Europas" werden Pflanzen der West -und Südalpen, der Pyrenäen, Balkan, Karpaten, Apennin, Olymp, Rhodopen und anderer Gebirge gezeigt. Besonders dekorativ ist der Königssteinbrech aus den Pyrenäen (Saxifraga longifolia), die Frühlings-Lichtblume (Bulbocodium vernum), ein rosa blühender Lauch (Allum narcissiflorum) der Südwestalpen, blaue Büschelglocken (Edraianthus-Arten), die aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien stammen, eine gelbe Nelke aus Bosnien-Herzegowina (Dianthus knappii), die niedrige Nelke vom thessalischen Olymp (Dianthus haematocalyx), Primula spectabilis der Westalpen, die Karpatenglockenblume (Campanula carpatica) mit blauen und weißen Blüten. Vor dieser Gruppe befindet sich ein Teich mit der heimischen weißen Seerose (Nymphaea alba), der Krebsschere (Stratiotes aloides), der starkwüchsigen, gelbblühenden Seekanne (Nymphaeoides peltata) und der Zwergseerose (Nymphaea tetragona), deren Blüten nur ca. 3 cm im Durchmesser erreichen.

Die Gruppe der Pflanzen aus Kleinasien enthält Pflanzen aus sehr trockenen Regionen, die in unserem Klima oft nicht langlebig sind. Feuchte Sommer und die notwendige künstliche Bewässerung stellen für viele Pflanzen eine starke Belastung dar, Stress, der manchmal tödlich ist. Das Leitgehölz dieser Gruppe ist die Zypernzeder (Cedrus brevifolia), die ersten Frühlingsaspekte bilden der Winterling (Eranthis cilicica), ein goldgelber Krokus aus der Umgebung von Ankara (Crocus ancyrensis) und das Breitblättrige Schneeglöckchen (Galanthus ikariae latifolius), welches gemeinsam mit (Cyclamen coum) aus dem Kaukasus blüht, gefolgt von der gelben (Iris danfordiae). Eine kleine immergrüne Seidelbastart (Daphne sericea) zeigt rosa Blüten, das Federgras (Stipa barbata) ziert mit seinen langen federig behaarten Grannen im Juni, verschiedene Tragant-Arten (Astragalus) schmiegen sich graulaubig an den Boden und über Steine und der Italienische Aaronstab (Arum italicum) bringt im August rote Fruchtstände hervor.

Bei den Pflanzen aus Zentralasien sind zahlreiche Geophyten  (Zwiebelgewächse) vertreten, die aus den zentralasiatischen Steppen und anderen Gebieten stammen, darunter Wildtulpen wie (Tulipa clusiana, T. turkestanica), der Blassgelbe Lerchensporn (Corydalis nobilis), Arten von Frittilaria wie Frittilaria raddeana, F. pallidiflora, der herbstblühende Krokus, dessen Narben den Safran ergeben (Crocus sativus) und verschiedene Laucharten wie den imposanten Paukenschläger Lauch (Allium rosenbachianum). Gehölze (Prunus prostrata, Sibiraea laevigata) und Stauden (Euphorbia griffithii, Pulsatilla bungeana) und viele andere ergänzen sich gegenseitig.

Aus Ostasien kamen viele wertvolle Pflanzen in unsere Gärten. Eine erst seit kurzem bekannte Art aus Korea ist ein klein bleibender Geissbart (Aruncus aethusifolius), der sich gut als robuster Bodendecker eignet. Im zeitigen Frühling erscheinen die Blüten des Amus-Adonisröschens (Adonis amurensis). Der Meerträubel  (Ephedra gerardiana sikkimensis) gehört zur ursprünglichen Gruppen der nacktsamigen Pflanzen und ziert mit roten Früchten.

Auf dem Hügel für Pflanzen der asiatischen Gebirge ist ein Nadelgehölz aus Ostsibirien von Bedeutung, das durch die schöne kupferbraune Herbstfärbung auffällt: Microbiota decussata. Trockene Stellen werden von Igelpolster-Arten (Acantholimon androsaceum, A. subulatum) bedeckt. Aus dem Himalaja stammt Gerbera nivea mit sogenannten kleistogamen Blüten, d.h. die Bestäubung erfolgt bei geschlossener Blüte. Allium tuberosum aus Tibet erblüht weiß im August, die Leopardenblume (Belamcanda chinensis) entwickelt schwarze, glänzende, sehr dekorative Samen und Jasminum parkeri ist eine niedrige Zwergform des Jasmins aus dem Westhimalaja mit gelben Blüten.

Die südliche Hemisphäre mit Australien, Neuseeland und Südamerika, (Chile, Patagonien) beherbergt viele interessante Pflanzen, die zumeist als Kübelpflanzen in Kalthäusern kultiviert werden. Einige winterharte Arten sind in dieser Gruppe zu sehen wie die Südbuche (Nothofagus antarctica), Strauchveronica-Arten (Hebe armstrongii, H. subalpina), das Greiskraut (Senecio grayi), Steineibe (Podocarpus nivalis), Strauchveilchen (Hymenanthera crassifolia), kleine Arten des Schnurbaumes (Sophora microphylla, S. tetraptera), sowie Muehlenbeckia, Carmichaelia ensyi und die Berberitzen-Art Berberis stenophylla.

Eine kleine Gruppe ist den Pflanzen der Arktis vorbehalten. Arktische Pflanzen haben oft ähnliche Bedingungen wie alpine und hochalpine Pflanzen zu ertragen, da in den zirkumpolaren Gebieten, die sich rund um den Nordpol erstrecken, die Vegetationszeit ebenso kurz ist.

Pflanzen aus Amerika finden sind auf einem kleinen Hügel und einem größeren nord exponierten Geländeteil. Zwei Nadelgehölze prägen das Bild: die Grannen-Kiefer (Pinus aristata) aus den Gebirgen von Nevada, die zu den langlebigsten Pflanzen der Erde zählt: Noch vorhandene, lebende Exemplare werden auf ein Alter von ca. 4.000 Jahre geschätzt. Die Siskiyou oder Mähnenfichte (Picea breweriana) zeichnet sich durch waagrechte Äste und schlaff hängende Zweige aus und wirkt dadurch sehr elegant. Eine Pflanze der Rocky Mountains ist der Bartfaden (Penstemon), der hier in vielen Arten zu sehen ist, ebenso wie Polsterphloxe (Phlox subulata, P. douglasii), dessen Züchtungen aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken sind. Wenig bekannt ist, dass es Kakteen gibt, die im Freien überwintern können, vorausgesetzt, dass sie vor Nässe geschützt sind. Die Gattung Opuntia, die in den Gebirgen Nordamerikas bis in Höhen von ca. 3.000 m vorkommt, benötigt sonnigen Standort, durchlässigen Boden und Winterschutz gegen Nässe. Hier sind Opuntia polyacantha, 0. schweriniana, 0. howeyi schon seit einigen Jahren ausgepflanzt und gedeihen gut.  Außer Elementen trockener Standorte (Lewisia, Callirhoe, Oenothera) sind auch Waldpflanzen (Trillium, Dicentra, Rhododendron, Mertensia, Cypripedium, Jeffersonia) und solche von feuchten Gebieten (Dodecatheon, Echinacea, Erythronium) hier angesiedelt.

Moor,... more,.. Mohr,...?

Unterhalb des Alpinums befinden sich ein Teich und angrenzend daran ein kleines Flachmoor. Der Teich, dessen Wassernachschub nur durch Niederschlagswasser erfolgt, zeichnet sich durch reichen Bewuchs aus. Die Vegetation erobert vom Rand her die gesamte Teichfläche und würde im Laufe der Jahre zur Verlandung führen. Der Bewuchs wird daher in unregelmäßigen Abständen stark reduziert, sodass die Wasserfläche wieder frei ist und sich der Vorgang wiederholt. Die Ufer- und Wasserflora setzt sich aus Blutweiderich (Lythrum salicaria), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Gemeiner Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Gemeiner Wasserschlauch (Utricularia vulgaris), Kalmus (Acorus calamus), Kleine Teichrose (Nuphar pumilum), Krebsschere (Stratiotes aloides), Schnabelsegge (Carex rostrata), Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans), Sumpffarn (Dryopteris cristata), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Zungenhahnenfuß (Ranunculus lingua) u. a. zusammen. Im angrenzenden Flachmoor gedeihen Flatter-Binse (Juncus effusus), Blaue Binse - Juncus glaucus, Carexdioica, Heidelbeere- Vaccinium myrtillus, Lavendelheide (Andromeda polifolia), Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe), Mehlprimel (Primula farinosa), Zwergbirke (Betula nana), Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), Sumpfkalla (Calla palustris) und der Sumpfporst (Ledum palustre), der zu den am meisten gefährdeten Pflanzen Österreichs gehört.

 

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