Seerosen im Botanischen Garten

Seerosen schmücken in den Sommermonaten einige Teiche im Botanischen Garten. Sie bezaubern durch ihre vollkommen wirkenden Blüten über der Wasseroberfläche. Ihre Blätter bilden einen schönen Rahmen für ihren Auftritt.

Im Eingangshaus fühlen sich tropische Seerosen in dem großen Wasserbecken wohl, deren Blüten sich in leuchtenden Farben auf der Wasseroberfläche erheben, wie die blaue Nymphaea gigantea aus Australien oder die Weiße Ägyptische Lotosblume (Nymphaea lotus).

Besonders auffällig ist die Blüte der Indischen Lotosblume (Nelumbo nucifera), da sie nicht auf der Wasseroberfläche schwimmend sondern auf einem hohen Stiel, weit aus dem Wasser herausragend, blüht. Sie ist ebenfalls im Eingangshaus aber auch im Freiland, im Senkgarten-Teich, zu finden.

Bei den meisten Teichen im Freiland wird die Wasserzone von verschiedenen Sorten von Seerosen (Nymphaea alba) dominiert. Besonders hervorzuheben ist die Sorte „Pöstlingberg“ mit leuchtend weißen Blüten, die im Teich bei der Bühne wächst. Sie befindet sich genau dort, wo im Hintergrund der Pöstlingberg zu sehen ist. Diese Hybridsorte wurde von einem Gärtner in den 1920er Jahren am Pöstlingberg gezüchtet, geriet aber in Vergessenheit. Erst vor wenigen Jahren wurde sie in einem versteckt liegenden Löschteich eines Bauernhofes im Gemeindegebiet von Gramastetten wiederentdeckt. Ableger dieser Pflanzen wurden in den Botanischen Garten gebracht, wo sie bis heute zu bewundern sind.

Riesenseerose – Victoria cruciana

Familie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)

Die beeindruckenden Schwimmblätter der Santa-Cruz-Riesenseerose werden im Durchmesser bis zu 2 m breit, damit zählt sie zu den größten Süßwasserpflanzen der Welt. Die Leichtbaukonstruktion der Blätter ermöglicht ein Tragewicht von bis zu 80 kg. Sie hat wohl auch im 19. Jahrhundert den berühmten Gärtner Joseph Paxton zum Bau seiner Treibhäuser inspiriert. Er war es, der bei der ersten Weltausstellung 1851 in London mit seiner Bauweise bzw. seinen Plänen für einen Kristallpalast alle Architekten in den Schatten stellte.

Die Riesenseerose wurde im 19. Jahrhundert nach Queen Victoria benannt. Ihre Heimat ist das riesige Sumpfgebiet des Pantanal in der Grenzregion von Argentinien und Paraguay. Zur Gattung Victoria gehört noch eine weitere Art, die Amazonas-Riesenseerose, die etwas größere Blätter hervorbringt als cruciana. Außerdem sind die Kelchblätter der Amazonas-Riesenseerose mit mehr Stacheln besetzt.

Die süßlich duftenden, Wärme abgebenden Blüten der Santa-Cruz-Riesenseerose sind nur kurz zu bewundern. Sie öffnen sich in zwei aufeinanderfolgenden Nächten, sie ist also nachtblütig. Die Blüten werden von Käfern, die sich von den wohlriechenden Blüten angezogen fühlen, für eine Nacht eingeschlossen. In dieser Nacht werden sie mit Pollen überhäuft und fliegen am drauffolgenden Tag zur nächsten Blüte, die dann bestäubt wird. Erstaunlich ist, dass sich die Blütenfarbe innerhalb dieser zwei Nächte von weiß zu rosafarben ändert.

Botanische Gärten stehen in regem Austausch miteinander, so werden beispielsweise immer wieder Sämlinge dieser Riesen-Seerosen an andere Botanische Gärten (z.B. Wien oder München) abgegeben.

Indische Lotosblume – (Nelumbo nucifera)

Familie: Lotosblumengewächse (Nelumbonaceae)

Die Indische Lotosblume ist eine krautige Wasserpflanze mit einem unterirdischen Sprossachsensystem, das stellenweise verdickt ist und der Nährstoffspeicherung dient (Rhizome). Die Blätter sind rundlich, schildförmig und ragen an bis zu 3 Meter langen, hohlen Stielen aus dem Wasser. Im Winter sterben die Blätter ab. Die weißen Blüten besitzen eine Vielzahl an Fruchtblättern. Die Frucht ist eine konisch geformte Sammelnussfrucht. Die Samen können 1300 Jahre keimfähig bleiben. 

Ihre Heimat sind Sumpfgebiete in Südostasien (Indien, Pakistan, Bangladesh, Vietnam, China, Australien). Im tropischen Amerika ist der Gelbe Lotos beheimatet. Die aus Asien stammende Indische Lotosblume ist die Nationalblume von Vietnam und Indien. Sie gilt im Buddhismus als „heilig“, weil der Legende nach Buddha aus einer Lotosblume geboren wurde. Aufgrund der Fähigkeit der Blätter, Schmutz abzuweisen, gilt sie in weiten Teilen Asiens als Symbol der Reinheit, Treue und Erleuchtung. Die im Schlamm wachsenden Sprosse und die Nussfrüchte werden auch gegessen.

Die noppenartige Mikrostruktur der Blattoberfläche lässt Wasser und Schmutz abperlen, da zwischen Schmutz bzw. Wassertropfen und Untergrund fast keine Anziehungskräfte wirksam werden können. Der Zusammenhalt des Wassertropfens, die Kohäsionskraft, ist also stärker als die Anziehungskraft (Adhäsion), die zum Nasswerden des Untergrundes führt. Die Lotosblume wurde damit zum Vorbild für technische Anwendungen in der Bionik und Nanotechnologie. Daher stammt also die Bezeichnung Lotos-Effekt.

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