Zauber der Orchideen
Malayenblumen oder Schmetterlingsorchideen (Phalaenopsis) gelten als beliebte Zimmerpflanzen.
Wildform einer Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis hieroglyphica) von den Philippinen.
Der Botanische Garten besitzt eine große Sammlung an Frauenschuh-Orchideen.
Orchidee Bulbophyllum graveolens aus Papua Neuguinea duftet während der Blütezeit intensiv.
Dendrobium secundum, auch als Zahnbürstenorchidee bekannt, stammt aus dem tropischen Asien.
Blick in das Orchideenhaus mit vielen Schmetterlingsorchideen (Phalaenopsis).
Schillers Malayenblume (Phalaenopsis schilleriana), eine seltene Wildart von den Philippinen.
Der Rote Frauenschuh (Pragmipedium besseae) wurde erst in den 1980er Jahren in Peru entdeckt.
Diese Orchidee (Schomburgkia tibicinis) aus Südamerika lebt in Symbiose mit Ameisen.
Die Blätter von Begonien sind sehr vielfältig geformt und gefärbt.
Fuchs-Tillandsia (Tillandsia fuchsii), benannt nach dem ehemaligen Orchideengärtner des Linzer Botanischen Gartens Franz Fuchs.
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Übersichtsplan
Die Familie der Orchideen ist eine der artenreichsten des Pflanzenreichs. Man schätzt, dass es rund 30.000 wildwachsende Arten gibt, die sich auf 920 Gattungen verteilen. Zählt man die aus Kreuzungen hervorgegangenen Züchtungen dazu, kommt man auf etwa weitere 85.000 Sorten. Die in der Sammlung des Botanischen Gartens befindliche Artenzahl bewegt sich um die 1.100 Arten, wobei es sich großteils um Wildarten handelt. Damit zählt unsere Sammlung zu den bedeutendsten in Europa!
Orchideen besiedeln nahezu alle Klimazonen und Kontinente der Erde mit Ausnahme der Antarktis. Die größte Formenvielfalt findet sich in den Tropen. Dort leben die meisten Arten als Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) im Kronendach des Regenwaldes, wo sie bessere Lichtbedingungen haben, als am schattigen Boden. Sie verankern sich mit Haftwurzeln in der Rinde der Bäume, wobei die Wirte nicht geschädigt werden. Es handelt sich also nicht um Parasiten. Wasser und Nährstoffe holen sie sich aus dem Regenwasser.
Das wichtigste Merkmal, das Orchideen von anderen Pflanzenfamilien unterscheidet, befindet sich in der Blüte. Diese ist sehr komplex zusammengesetzt bestehend aus drei äußeren und drei inneren Blütenblättern. Ein Blütenblatt des inneren Kreises ist fast immer anders gestaltet als die beiden anderen. Man bezeichnet es als Labellum oder Lippe, das für die Bestäubung durch Blüten besuchende Tiere eine wichtige Rolle spielt. Narbe und Griffel sind zu einer Säule verwachsen. Der gesamte Pollen jeder Blüte ist zu einem klebrigen Pollenpaket verkittet, das so angebracht sind, dass die tierischen Besucher unweigerlich diese klebrigen Pakete abstreifen und zu einer anderen Blüte bzw. deren Säule transportieren.
Der Schwerpunkt der Orchideensammlung des Botanischen Gartens liegt bei tropischen Arten aus Asien bzw. Mittel- und Südamerika. In den öffentlichen Schaubereichen im Orchideenhaus und den beiden Vitrinen im hinteren Teil des Kakteenhauses sind während des ganzen Jahres die schönsten gerade blühenden Exemplare ausgestellt. Die Vielfalt der Farben, Formen und Größen sind beeindruckend! Besonders bemerkenswert sind blattlose Orchideen, die nur aus Wurzeln bestehen, die grün sind und mit denen sie Photosynthese betreiben. Andere leben mit Ameisen in Symbiose oder duften fantastisch. Der Fantasie der Natur sind keine Grenzen gesetzt.
Eine der beiden Schauvitrinen im hinteren Teil ist den Frauenschuh-Orchideen aus Asien bzw. Südamerika gewidmet. Diese reichhaltige Sammlung zählt zu den Aushängeschildern des Botanischen Gartens. Es handelt sich großteils um Wildarten, von denen viele in freier Natur vom Aussterben bedroht sind. Hier befinden sie sich in Erhaltungskultur.
In einer zweiten Vitrine befinden sich Kalthaus-Orchideen, die kühlere Temperaturen brauchen. Sie stammen auch aus tropischen Ländern. Allerdings kommen sie in Bergregenwäldern in Lagen bis 4.000 Metern vorkommen, wo es vor allem nachts deutlich abkühlt.
Neben den Orchideen wird im Orchideenhaus eine Fülle weiterer tropischer Pflanzen gezeigt, unter denen viel Bromeliengewächse hervorstechen. Die überaus artenreiche Gattung Tillandsia, die nur in Amerika vorkommt, ist besonders stark vertreten. Genauso wie die meisten Orchideen leben auch diese als Epiphyten, also als „Aufsitzerpflanzen“ auf Bäumen. Unter Kulturbedingungen sind sie auf altem Rebholz aufgebunden, das sich am besten dazu eignet. Sie befinden sich sowohl in den oberen Etagen des Orchideenhauses, als auch im Kakteenhaus. Besonders auffällig und häufig ist das sogenannte „Lousianamoos“ (Tillandsia usneoides), das meterlange grauer Bärte bildet. In Amerika wird die Pflanze deshalb auch „Bart der alten Männer“ bezeichnet. Alle Tillandsien zeichnen sich durch extreme Anpassung an wechselfeuchte bzw. trockene Klimazonen an. Sie nehmen das Wasser über spezielle Saugschuppen auf, die sich auf der Blattoberfläche befinden. Da sie in der Natur ihren Wasserbedarf nur über den Regen erhalten, werden auch unsere Pflanzen nur mit Regenwasser versorgt. Dieses wird von den Dachflächen gesammelt und in große Zisternen geleitet, die im Boden vor den Glashäusern vergraben sind. Zum Gießen wird dieses Wasser in einen eigenen Behälter gepumpt. Das Wasser wird dort auf Zimmertemperatur erwärmt und erst dann zum Gießen verwendet.