Wenn die Heide blüht

Blühende Heide im Botanischen Garten

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Wenn der Winter oder der Sommer seinem Ende entgegen geht, blüht zu beiden Anlässen die Heide. Im Spätwinter, je nach Wetter, kann die Schneeheide (Erica carnea) schon im Jänner blühen. Zumeist jedoch beginnt der Flor Mitte Februar und erstreckt sich bis Ende April. Ab August bis in den November blühen die verschiedenen Sorten der Besenheide (Calluna vulgaris), die in Volksliedern oft besungen wurde. Beide Gattungen gehören zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae), die ca. 2.000 Arten in 70 Gattungen, Gehölze mit meist immergrünen, lederigen Blättern, umfasst. Sie sind über die ganze Erde verbreitet, vom nördlichen Polarkreis mit der zwergförmigen Schuppenheide (Cassiope) bis zur Kapregion Südafrikas mit den strauchartigen Kapheiden (Erica canaliculata und E. cyathiformis). Die beiden Kapheidearten sind im Schauhaus in der Abteilung der Insektivoren zu sehen. Bekannt ist auch die Baumheide (Erica arborea) aus dem Mittelmeergebiet. Die Stammbasis dieser Pflanze liefert das Ausgangsmaterial für die echten Bruyere-Pfeifen. Da sie nicht winterhart ist, kann sie bei uns nur als Kübelpflanze kultiviert werden.

Beginnen wir jedoch dem Jahreslauf entsprechend mit der Schneeheide (Erica carnea), die zum Ausgang des Winters blüht, wenn teilweise noch Schnee liegt; daher der Name. Sie wächst bei uns im Gebirge als Kleinstrauch in sonnigen Lagen, kalkhaltigem Boden und bildet mit Alpenrose, Alpen-Heckenrose, Seidelbast, Schneerose, Bärentraube, Kugelblume u. a. die Formation des Legföhrengebüsches, welches im Alpinum nachvollzogen ist. Im Heidegarten stehen von dieser Art zahlreiche Sorten in verschiedenen Farben und Höhen mit unterschiedlichen Blütezeiten und teilweise farbigem Laub (Winter Beauty, Springwood White, u.v.a.) gemeinsam mit typischen Begleitpflanzen, die den Charakter eines Heidegartens unterstreichen, wie Ginster (Cytisus praecox, C. purpureus, Genista lydia, G. radiata), Wacholder (Juniperus communis) als säulenförmige und auch breitwüchsige Arten, dem Strandginster aus Japan (Juniperus rigida) und der Kriechweide (Salix repens). Raumbildend wirken hohe Gehölze wie Birken (Betula verrucosa, B. ermannii, B. jacquemontii, B. koehnei), Ebereschen (Sorbus vilmorinii) und Föhren (Pinus ponderosa, Pinus nigra ssp. pallasiana) vom Balkan.

Dekorative Gehölze wie Zaubernuss (Hamamelis mollis „Jelena"), Vogelbeere (Sorbus hostii) mit reichem Fruchtbehang ergänzen das Erscheinungsbild. Randbereiche sind ideal für den Blutroten Storchschnabel (Geranium sanguineum-Hybriden) und dem Fingerhut Digitalis mertonensis. An freien sonnigen Flächen siedeln Stauden wie der Wollziest (Stachys lanata „Silver Carpet"), Zwergdost (Origanum vulgare „Compactum"), Gelber Fingerhut (Digitalis lutea), die Königskerzen (Verbascum olympicum und V. bombyciferum. Sehr dekorativ wirken Gräser (JPG, 123 KB), insbesondere im Herbst und Winter, z.B. Molinia caerulea und Calamagrostis acutiflorus. Die Schattenlagen werden von Immergrün (Vinca minor), Haselwurz (Asarum europaeum), Taubnesselarten (Lamium), Hainsimse (Luzula pilosa) u.a. besiedelt. In den bodensauren Feuchtzonen, welche als Heidemoore bezeichnet werden, gedeihen Sumpfheide (Erica tetralix), Traubenheide (E. vagans), Zwergbirke (Betula nana), Zwerglorbeer (Chamaedaphne calyculata „Nana"), Rosmarinheide (Andromeda glaucophylla), Torfmyrte (Pernettya mucronata), Scheinbeere (Gaultheria itoana), Krähenbeere (Empetrum nigrum), Moorfarn (Dryopteris cristata), Engelsüss (Blechnum spicant), Schweizer Weide (Salix helvetica), Kanadischer Hartriegel (Cornus canadense), Porst (Ledum), Prachtglocke (Enkianthus campanulatus) und andere Pflanzen, welche dieselben Bodenansprüche stellen.

Die Besenheide (Calluna vulgaris) stellt in ihrer großflächigen Ausdehnung einen Vegetationstyp dar, der durch ständige Beweidung, vor allem von Schafen entstand, wodurch das Aufkommen von Gehölzen verhindert wurde. Es wurden große Flächen besiedelt, wie große Heidegebiete in klimatisch milderen Zonen (z.B. Lüneburger Heide in Norddeutschland) beweisen. Es handelt sich also um eine „Sekundärvegetation", die bei Wegfall der Ursachen wieder verschwindet. Die Besenheide wächst nicht so kompakt wie die Schneeheide, ein alljährlicher Rückschnitt im Spätwinter ist für guten Wuchs und Blüte notwendig. Wird dieser nicht durchgeführt, kommt es zur Verkahlung und zum Ausfrieren im Winter. Dieser Gruppe ist eine kleine Insel vorbehalten, welche durch die anderen Ansprüche an den Boden (sauer, humos und durchlässig), gekennzeichnet ist. Das Erscheinungsbild prägt eine mächtige Birke (Betula maximowicziana) aus Ostasien mit dekorativer Rinde. Bedingt durch die schon starke Beschattung ist die Gattung Calluna nur noch mit ca. 15 Sorten vertreten. Begleitpflanzen sind Säulenföhren (Pinus silvestris „Fastigiata"), Stechpalme (Ilex), Rhododendron augustinii, Rh.russatum, Rh. Knap-Hill Hybriden, Scheinbeere (Gaultheria itoana), Pieris japonica-Sorten, Gräser, Weißblühendes Immergrün (Vinca minor „Gertrude Jekyll"), Arnica (Arnica montana), Rostroter Fingerhut (Digitalis ferruginea), Habichtskraut (Hieracium rubrum), Sandnelke (Dianthus arenarius), Bergenie (Bergenia ciliata), Knöterich (mit 3 verschiedenen Gattungsnamen wie Polygonum, Persicaria oder Bistorta affinis), eine elegante Form der Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica „Marginata") und andere dieses Vegetationstyps. Bei den Heidegärten handelt es sich um reizvolle kleine Landschaftsformen, die ein Abbild der großen Formationen darstellen.

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