Iris- und Steppenpflanzen

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Alle Pflanzen sind auf Sonnenlicht angewiesen. Ohne Licht würde es die Photosynthese nicht geben, die wichtigste chemische Reaktion, die dafür verantwortlich ist, dass die Energie der Sonne in organische Verbindungen (Zucker, Stärke) gespeichert wird. Manche Pflanzen kommen mit wenig Licht aus, manche hingegen sind sehr Licht liebend. Dabei handelt es sich meist um Gewächse, deren natürliches Vorkommen in Gebieten mit starker Sonneneinstrahlung liegt. Meist geht dies einher mit langen Perioden ohne Regen. Die Pflanzen sind zur sparsamen Verwendung des vorhandenen Wassers gezwungen. Der Lebensraum dieser Pflanzen wird als Steppe oder auch Halbwüsten bezeichnet, wo Gehölze nur spärlich vorkommen und die Kräuter in den langen Trockenperioden oft vertrocknen und viele Pflanzen eine Ruheperiode in Form von unterirdisch überdauernden Organen (Zwiebel, Knollen, Rhizome) durchmachen. Manche werfen alle Blätter ab oder sie schützen sich vor der Verdunstung durch reduzierte, oftmals mit dichtem Haarfilz bedeckte Blätter, bis die einsetzenden Niederschläge nach der Trockenzeit sie zu neuem Leben erwecken. Solche Gebiete sind auf der Erde weit verbreitet und befinden sich meist im Inneren der Kontinente oder im Regenschatten von Gebirgen. In unserem nördlich gemäßigten Klima sind solche Bereiche eher selten, die geographische Lage des Linzer Raumes liegt klimatisch in den Sommerregengebieten, wo längere Trockenperioden eher die Ausnahme als die Regel sind. Daher ist ein sehr durchlässiger Boden, d.h. eine entsprechende Bodenvorbereitung eine wichtige Voraussetzung, um solche Pflanzen bei uns kultivieren zu können.

Im Bereich der Iris- und Steppenpflanzen sind Beispiele für solche Pflanzungen zu sehen. Der „Wadi" stellt ein ausgetrocknetes Flussbett mit Steinen und Schotter dar. Die große Familie der Schwertliliengewächse mit der Gattung Iris ist in dieser Anlage am meisten vertreten. Sie umfasst ca. 200 Arten, die in den gemäßigten Gebieten von Europa über Asien bis Amerika vorkommen. Sie besiedeln Biotope von extrem trockenen bis feuchten und nassen Standorten. In Österreich sind 7 Arten heimisch. Einige davon gehören zu den gefährdeten Pflanzen und werden in Linz besonders gepflegt.

Zu jeder Jahreszeit schön

Die Blütezeit beginnt im Spätwinter mit Sorten der Netzzwiebel-Iris  (Iris reticulata) in blauen, violetten und rötlichen Farben, gefolgt von den Rhizom-Iris. Dabei handelt es sich um Pflanzen, deren verdickte Sprossachsen waagrecht verlaufen und welche die Fähigkeit haben, Reservestoffe zu speichern. Bei diesen Rhizom-Iris unterscheidet man drei große Gruppen: die Nana-, Media- und Elatior-Gruppe, wobei die Blütezeit in derselben Reihenfolge abläuft. Unüberschaubar ist die Anzahl der Züchtungen, die in die Tausende geht. Zwiebelgewächse sind auch charakteristische Bewohner dieser Standorte. Sie gehören vorwiegend zu den Familien der Iris- und Liliengewächse und überdauern die sommerliche Trockenperiode mit Hilfe ihrer Speicherorgane, den Zwiebeln und Knollen, bis zur neuen Vegetationsperiode, die manchmal bereits im Herbst beginnt, bei uns jedoch zumeist im Frühling einsetzt. Diese Gruppe ist  vertreten durch Crocus chrysanthus-Hybriden, Wildtulpen aus Asien und dem Mittelmeergebiet (Tulipa greigii, T. sprengeri, T. kolpakovskiana, T. saxatlis).

Die Gattung der Lauchgewächse (Allium) ist besonders als Begleitpflanzung geeignet. Sie stammen zumeist aus den Trockengebieten Klein- und Zentralasiens, erstrecken sich auch über den Mittelmeerraum bis Nordafrika. Man unterscheidet jene mit in großen Dolden blühenden Paukenschläger-Lauche (Allium schubertii, A. giganteum, A. stipitatum, u.a.), sowie solche mit kleineren Blütendolden wie Allium sphaerocephalon, A. flavum, A. azureum, A. ostrowskianum, u. a. Ihre Blütezeit erstreckt sich von Mai bis in den August und ihre getrockneten Fruchtstände wirken als dekorative Elemente sowohl in der Rabatte als auch in der Vase. Zu den zeitigsten Frühlingsboten zählen die Blausternchen (Scilla mischtschenkoana mit hellblauen und Scilla siberica „Taurica" mit tiefblauen Blüten.

Einen wesentlichen Aspekt bilden Begleitpflanzen: Thymian-Polster, Sedum-Arten, Stachelnüsschen, silbergraue Wermutsträucher, kleine Storchschnabel-Arten und höhere Stauden wie Pfingstrosen (Paeonia anomala, P.tenuifolia), blauer Lein (Linum perenne) und Gehölze wie die Bitterlimone  (Poncirus trifoliata) oder die Ölweide mit silbergrauen Blättern. Besondere Gestaltungselemente sind die Gräser, die noch im Herbst und Winter reizvolle Akzente setzen. Im Sommer dominiert die Palmlilie (Yucca filamentosa), deren mächtige Blütenstände mit den weißen glockenförmigen Blüten prächtige Kontraste zum blauen Himmel bilden. Die Spornblume (Centranthus) leuchtet in sattem Rot. Im Juni öffnet die Pflanze mit den größten Blüten unter den europäischen Landpflanzen: die Schlangenwurz (Dracunculus vulgaris). Der Blütenstand erreicht eine Größe von 60-100 cm. Sie gehört zur Familie der Aronstabgewächse, die im gesamten Mittelmeergebiet verbreitet ist. Der Name Schlangenwurz leitet sich von den schlangenhaft gefleckten Stielen ab. Dieses Muster war schon auf minoischen Steinsarkophagen abgebildet. Die riesigen braunen Blüten strömen einen unvergleichlichen Aasgeruch aus, der zur Anlockung von Fliegen dient, die hier ihre Eier ablegen und die Bestäubung durchführen.

Die immergrüne Lorbeerblättrige Zistrose (Cistus laurifolius), eine Pflanze der mediterranen Macchie, schmückt sich im Juni überreich mit weißen großen Blüten. Die portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica) ist mit ihren immergrünen, glänzenden Blättern eine dekorative Erscheinung und wesentlich winterhärter als erwartet.

Wenn die Tage kürzer werden und das Jahr zur Neige geht, beginnt die Zeit der Gräser und des bunten Laubes. Unvergleichlich imposant sind die Wedel des Pampasgrases (Cortaderia selloana), die Rispenhirse färbt sich rotbraun, im Gegensatz zu den Halmen des Chinaschilfes, die in sattem strohgelb mit silbrigen Samenständen aufwarten. Die tief stehende Sonne lässt die Farben in einem wahren Feuerwerk aufleuchten. Der Buschklee (Lespedeza) wölbt seine verschwenderischen Blüten in roten Kaskaden über die Steine und als letzter Gruß kommt Ende Oktober die gelben Blüten der Sternbergie zum Vorschein, oft schon von frühem Raureif eingerahmt. So ergeben sich zu jeder Jahreszeit besondere Akzente und auch im Winter werden durch Schnee und Licht Bilder von seltener Schönheit geschaffen.

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