Rote Listen

Gladiole 

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Eine wichtige Aufgabe Botanischer Gärten ist die Erhaltung bedrohter Pflanzenarten. Zahlreiche Arten sind an ihren natürlichen Standorten durch Zerstörung oder Veränderung ihrer Lebensräume (Verbauung, Versiegelung, Drainagierung, landwirtschaftliche Bewirtschaftung, etc. in ihrer Existenz bedroht. Um sie vor dem Aussterben zu bewahren, werden sie in Botanischen Gärten in Erhaltungskultur (sog. „Ex situ-Kultur“) genommen. Im Linzer Garten gilt den Arten der Region das Hauptaugenmerk. Daneben werden natürlich auch Pflanzen aus angrenzenden Gebieten kultiviert, soweit dies nach klimatischen Faktoren möglich ist. Die in Österreich bedrohten Pflanzen sind in der „Roten Liste der gefährdeten Pflanzen" zusammengefasst und nach dem Grad der Gefährdung ausgewiesen. Diese umfasst 5 Stufen:

0 = ausgestorben
1 = vom Aussterben bedroht
2 = stark gefährdet
3 = gefährdet
4 = potentiell gefährdet
r = regional gefährdet

Die meisten dieser Arten sind in den verschiedenen ökologischen Bereichen des Gartens angesiedelt. Ein Teil ist einer besonderen Gruppe nach verschiedenen Standortfaktoren zugeordnet. Zu den bei uns bereits ausgestorbenen und hier kultivierten Gattungen zählen u. a. das Wanzenkraut (Cimicifuga europaea), Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum), Knollen-Distel (Cirsium tuberosum) und Glänzende Wiesenraute (Thalictrum morisonii). Das langfristige Ziel ist eine Wiederansiedlung an ihren ursprünglichen Standorten, was fallweise in Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden und -organisationen durchgeführt wird.

Biologische Gruppen

In den Biologischen Gruppen werden verschiedene botanische Themen in Beispielen dargestellt:   Arten der Bestäubung: Damit sich Pflanzen vermehren können, müssen die männlichen Geschlechtszellen (Spermien), die sich in den Pollenkörnern befinden, zur weiblichen Eizelle, die in der Samenanlage liegt, gelangen. Dies geschieht durch verschiedene Strategien. Eine davon ist z.B. durch den Wind = Windblütler (Anemogamie). Viele Gräser sowie viele Gehölze (Nadelgehölze, Erle, Haselnuss, Weide, Pappel) sind windblütig, bei den Kräutern ist dies die Ausnahme, z.B. die Wiesenraute. Die meisten Samenpflanzen werden von Tieren bestäubt (Zoogamie). Um diese anzulocken, haben die tierblütigen Pflanzenarten auffällige Schauorgane (Blumen) ausgebildet. Durch Farbe, Form, Duft und Nektarverköstigung werden die Tiere angelockt und sind damit indirekt die Mittler der pflanzlichen Vermehrung. Am meisten zur Verbreitung des Pollens tragen Insekten bei (Insektenblumen = Entomophilie). Wildbienen, Honigbienen, Fliegen und viele andere Insekten gehören zu den wichtigsten Blütenbestäubern. Tagfalter befliegen Sommerflieder oder Lichtnelke, Nachtfalter sind bei Tabak, Nachtviole und dem wilden Geißblatt zu finden. Hummeln können durch geeignete Futterpflanzen wie Akelei, Eisenhut, Fingerhut, Melisse, Edelwicke, Taubnessel, Günsel, Natternkopf, Hohlzahn, Waldziest, u.a. angelockt werden. Interessante blütenbiologische Anpassungen findet man z.B. bei den Kesselfallenblüten der Aronstabgewächse (Aronstab, Schlangenwurz), bei denen Fliegen in der Röhre des Blütenstandes gefangen werden und dort die Blüten bestäuben. Motten einer bestimmten Art vollziehen die Bestäubung bei der Palmlilie. Vögel wie z.B. Kolibris, Nektarvögel sorgen bei Vogelblumen (Ornithophile) wie Fuchsien, Köcherblümchen oder Lobelien für die Bestäubung.

Die Metamorphose der Sprossachse zeigt, wie vielgestaltig das Erscheinungsbild der Pflanzen ist.

Folgende Typen können unterschieden werden:

  • Hauptspross: dieser entwickelt sich unmittelbar aus der Sprossanlage des Keimlings.
  • Grundspross bei Stauden: jährlich entwickeln sich direkt aus dem Überwinterungsorgan oberirdische Triebe.
  • Laubtrieb: mit Laubblättern besetzter Trieb ohne Blüten.
  • Blühtrieb: Jahrestrieb, der in einem oder mehreren Blütenständen oder einzelnen Blüten endet.
  • Schössling: wird auch als Wassertrieb bezeichnet, einjähriger Spross, der sich aus einer ruhenden Knospe entwickelt.
  • Langtrieb: ein- oder mehrjähriger Spross mit langen Internodien.
  • Kurztrieb: ein- oder mehrjähriger Spross mit gestauchten Internodien, die Blätter stehen dicht gedrängt. z.B. bei Lärche, Ginkgo.
  • Rosette: Spross mit gestauchter Sprossachse, Blätter sind bodennah und bilden eine Rosette z.B. Hauswurz.
  • Rhizom: ausdauernder, unter- oder oberirdischer bewurzelter Spross mit Speicherfunktion, z.B. Iris, Anemone.
  • Zwiebel: Rosettenspross mit stark verkürzter Achse und saftreichen zu Speicherorganen umgewandelten Blättern, z.B. Lauch, Tulpe, Narzisse.
  • Ausläufer: oberirdisch oder unterirdischer waagrechter Seitenspross an dessen Ende neue bewurzelte Pflanzen entstehen, z.B. Erdbeere, Goldnessel.
  • Achsenknolle oder Sprossknolle: meist unterirdischer Spross mit stark verdickter, der Speicherung dienender Achse, z.B. Kartoffel, Krokus, Kohlrabi (oberirdisch).
  • Wurzelspross oder Wurzelausläufer: aus einer Wurzel entspringender Spross, z.B. Schlehdorn, Sanddorn, Erle.
  • Rutenspross: mit verkleinerten oder fehlenden Laubblättern und grüner Achse, z.B. Jasmin, Himbeere.

Kletterpflanzen

An der Hausmauer im Systemgarten finden sich Beispiele für Kletterpflanzen. Dabei handelt es sich um Pflanzen, die imstande sind, an Gehölzen, Mauern und Felsen hochzuklettern. Man unterscheidet:

  • Rankenkletterer mit Sprossranken: zu einer Ranke umgebildeter Spross, z.B. Wein, Kürbis, Erbse.
  • Rankenkletterer mit Blattranken: zu Ranken umgewandelte Blätter oder Blattteile, z.B. Clematis, Glockenrebe.
  • Windepflanzen mit einem sich schraubig um die Stütze legenden Langtrieb kletternd, Rechtswinder: Windungsgänge nach rechts oben ansteigend, z.B. Windenknöterich, Bohne, Ackerwinde, Geißblatt. Linkswinder:  Windungsgänge nach links oben ansteigend, z.B. Hopfen, Geißblatt, Schmerwurz, Trichterwinde,
  • Haftkletterer: Saugnapfkletterer, halten sich mit saugnapfartigen Haftorganen fest, z.B. Jungfernrebe,
  • Wurzelkletterer: besitzen Haftwurzeln wie Efeu und Campsis
  • Spreizklimmer sind mit hakigen Kletterhaaren oder Stacheln kletternd wie Brombeere und Rose.

Fruchtbare und unfruchtbare Blüten: manche Pflanzen haben nur kleine, unscheinbare Blüten, die von den Insekten nicht wahrgenommen werden. Um trotzdem die Bestäubung sicherzustellen, hat sich die Natur einen Trick einfallen lassen. Die Pflanzen bilden große Schauapparate aus, die wie Blüten aussehen, aber keine sind. Dabei kann es sich um gefärbte Hochblätter (Brakteen) handeln, wie sie z.B. bei den Wolfsmilchgewächsen auftreten, oder es bilden sich sterile, vergrößerte Blüten, welche Insekten anlocken und so zu den eigentlichen Blüten führen. Diese sind z.B. bei Hortensie, Hartriegel und Schneeball zu beobachten. Bei gefüllten Blüten wurden die Staubgefäße in Blütenblätter umgewandelt. Deren größte Verbreitung ist bei den Rosen zu finden.

Bastarde und Chimären sind Kreuzungsprodukte von ähnlichen Arten, die natürlich und künstlich hervorgerufen werden. Meist handelt es sich um Artbastarde, selten um Gattungsbastarde, die durch Kreuzung verschiedener Gattungen entstehen (z.B. Sorbus x Pyrus = Sorbopyrus, Mahonia x Berberis = Mahoberberis, Amelanchier x Sorbus = Amelosorbus). Chimären sind durch Veredlung entstandene Pflanzen, bei denen sich aus den Geweben der Unterlage und des Edelreises ein neues Gewebe bildete, das die Eigenschaften beider Teile enthält und somit einen Pfropfbastard wie z.B. Laburnocytisus adamii (aus Laburnum und Cytisus) ergibt.

 

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