Käferfauna
Im Naturkundlichen Jahrbuch der Stadt Linz von 1996/97 erschien eine Zwischenbilanz zur Käferfauna im Stadtgebiet von Linz. Insgesamt konnten bis zu diesem Zeitpunkt 1.247 Käferarten nachgewiesen werden, das sind circa 20 % der mitteleuropäischen Käferfauna. 458 Arten davon konnten speziell bei den Untersuchungen zwischen 1986 und 1994 erfasst werden. 264 Arten des Gesamtbestandes scheinen in den Roten Listen Österreichs bzw. Bayerns auf, wovon in den letzten Jahren (Beginn der 1990er Jahre) allerdings nur mehr 31 Arten nachweisbar waren. Die erhobenen Arten verteilen sich auf 66 Familien, wobei die meisten Arten aus der Familie der Laufkäfer (Carabidae) stammten, auf den Plätzen zwei und drei folgen mit großem Abstand die Familien der Blattkäfer (Chrysomelidae) und der Bockkäfer (Cerambicidae).
Von den 1.247 Käferarten können 641 als eurytop, 594 als stenotop (bewohnen nur bestimmte Lebensräume) und 12 als synanthrop (an den menschlichen Siedlungsraum angepasst) bezeichnet werden. Eurytope Arten, Tiere mit weiter ökologischer Spanne, sind in intensiv genutzten Kulturlandschaften klar im Vorteil. Der Anteil an eurytopen Arten ist im Industriegebiet (VOEST, Chemie, Hafen) eindeutig am größten. In den Augebieten südlich der Donau haben wir hingegen den weitaus größten Anteil stenotoper, weitgehend spezialisierter Arten. Diesem Auwald muss daher hinsichtlich seiner Schutzwürdigkeit höchste Priorität zukommen. Gut schneiden in diesem Zusammenhang auch noch Schiltenberg, Plesching, Scharlinz, Tagerbach-Schwaigau und St. Magdalena ab.
Großstädte wie Linz bilden ein äußerst heterogenes Habitatmosaik, das sich von der umgebenden Landschaft deutlich abhebt. Die ökologische Charakterisierung der Teillebensräume und ihrer Zoozönosen ergibt sich aus einer Vielzahl anthropogener Einflüsse und Faktoren, unter denen Klima, Flächenversiegelung und Verinselung wichtige Größen sind. Anzustreben ist ein Gesamtkonzept naturnaher Freiflächen, in dem Kleinstgrünflächen neben größeren, extensiv zu pflegenden Grünflächen, Ruderalflächen und Gärten spezifische Funktionen übernehmen könnten. Diese bestehen in der Verringerung der Isolation der größeren Freiflächen, die einen Individuenaustausch zwischen verschiedenen Habitaten ermöglichen. Ein hoher Prozentsatz der heimischen Käfer ist durch die vehemente Zerstörung der naturnahen Lebensräume gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht.
Folgende Pflegemaßnahmen für einzelne wichtige Lebensräume sind daher notwendig – Belassung von stehendem und liegendem Totholz in Wäldern und Parks, Erhaltung von Feuchtwiesen und stehenden Kleingewässern, Erhaltung und Schaffung von naturnahen Ufern an Fließgewässern, Erhaltung von Ruderalstandorten im Industriegebiet ohne Beeinträchtigung durch chemische Einflüsse, Erhaltung und Neuanlage von Feldrainen und Gehölzstreifen, Schaffung von Extensivwiesen und Brachen, Anlage naturnaher Gärten mit heimischen Sträuchern und krautigen Pflanzen.