Aktuelle Infos der Naturkundlichen Station
Die Naturkundliche Station hat ein breitgefächertes Aufgabengebiet, das von Grundlagenforschung über Planungs- und Naturschutzpraxis bis hin zur Umweltbildung reicht. Dementsprechend vielfältig sind auch unsere Projekte und Tätigkeiten. Die neuesten wollen wir Ihnen auf dieser Seite immer vorstellen. Zusätzlich finden Sie hier Verweise auf unsere aktuellsten Artikel zur Linzer Pflanzen- und Tierwelt.
Das neue ÖKO.L-Heft ist da!
In der letzten Ausgabe des Jahres 2024 findet sich wieder ein bunter Mix rund um die Themen Ökologie, Natur- und Umweltschutz.
Unser Stammautor Michael Hohla befasst sich in seinem Beitrag mit nackten Böden und beleuchtet die Bedeutung offener Flächen für eine Vielzahl von Arten. Der Winter stellt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für viele Tierarten eine Herausforderung dar. Gudrun
Fuß erklärt in ihrem Artikel mit welch unterschiedlichen Strategien Tiere einer Jahreszeit begegnen, in der sie kaum Nahrung finden und der Schutz vor Wind und Wetter zu einer Frage des Überlebens wird. Dass in Städten, unter anderem durch ihre Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume zahlreiche Arten vorkommen, ist hinlänglich bekannt. Dass auch die Spitzschlammschnecke dazugehört, eher weniger, weshalb uns Robert Sturm ihre Lebensweise und Habitatansprüche näherbringt. Wie Sickermulden einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und zum Schutz der Artenvielfalt leisten können, erläutert Landschaftsarchitekt Markus Kumpfmüller. Den Abschluss bildet Fabian Holzinger von Beaver Lab mit seinem Artikel, in dem er Einblicke in die faszinierende Lebensweise der Biber gibt und seine Begegnungen mit den bemerkenswerten Baumeistern schildert.
Inhaltsangabe, Vorwort und Informationen zur Bestellung vom ÖKO.L-Heft 4/2024
Amphibienteich, Kleintierhabitat & Co im Linzer Süden
Im Zuge des Stadtökologischen Umsetzungsprogrammes wurde Anfang Oktober gemeinsam mit dem Team vom Garten- und Landschaftsbau und der Naturkundlichen Station die Grünfläche neben dem Sportpark Pichling durch eine Reihe von Maßnahmen ökologisch aufgewertet.
Dazu gehörten die Pflanzung von 20 Hochstamm-Obstbäumen verschiedenster Sorten, die Anlage von drei Strauchinseln aus standortgerechten Wildsträuchern, das Montieren von zwei Vogelnistkästen im Heckengrünzug und die Errichtung eines Kleintierhabitats sowie eines Amphibienteiches. Außerdem soll das Mahd-Regime umgestellt und das Mähgut abtransportiert werden, um eine standortgerechte Wiesenvegetation zu erhalten bzw. zu fördern.
Die Fläche soll zukünftig erholungssuchenden Menschen Naturerlebnisse bieten und Lebensräume für Tiere und Pflanzen bereitstellen. Von Springfrosch (Rana dalmatina) bis Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), von Neuntöter (Lanius collurio) bis Zauneidechse (Lacerta agilis) sollen alle ihren Platz finden. Die Baumzeile lädt zum Sammeln von Obst und Maroni und der Teich zum Verweilen und Beobachten der einziehenden Teichbewohner ein.
Um sich auch vor Ort über die Maßnahmen und ihren Nutzen informieren zu können, werden im Laufe der nächsten Wochen noch entsprechende Tafeln angebracht.
Käferlarvenburg - Kinderstube für Wildbienen, Käfer & Co
Ende April wurde eine Käferlarvenburg in der Freistädterstraße beim Jugendspielplatz Urnenhain umgesetzt. Verschiedene Laubholzstämme wurden durch die tatkräftige Unterstützung des Geschäftsbereiches Stadtgrün und Straßenbetreuung, Teams Nord-West und Forst auf einer 3 x 3 Meter großen Grundfläche platziert. Die Hohlräume zwischen den Stämmen wurden mit Aushuberde und Hackschnitzeln befüllt. Den letzten Schliff bekam die Käferburg im Rahmen einer Citizien Activity- Aktion, bei der noch eine Blühmischung gesät und Wildblumen gepflanzt wurden. Außerdem wurde eine Infotafel aufgestellt.
Einige Wochen zuvor wurde bereits eine Käferlarvenburg in der Nussbaumstraße errichtet, die ebenfalls als Kinderstube für Hirschkäfer, Balkenschröter sowie Bockkäferarten und Wildbienen dienen soll. Die Projekte wurden im Zuge des Stadtökologischen Umsetzungsprogrammes realisiert.
Artenschutz am Linzer Segelflugplatz
Die Naturkundliche Station setzt sich seit 70 Jahren so gut wie jeden Tag mit Arten- und Naturschutz auseinander und weiß, wo in Linz die Natur zu Hause ist. Fast überall! Auch in Bereichen wo man gar nicht mit Besonderheiten rechnen würde, wie im Linzer Industriegebiet zum Beispiel. In diesem Teil der Stadt befindet sich das letzte Refugium der Wechselkröte. Sie braucht trockenwarme Gebiete mit lockeren und sandigen Böden, offene, vegetationsarme Flächen mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten als Landlebensraum sowie weitgehend vegetationsfreie Gewässer. Um diese gefährdete Amphibienart zu unterstützen, legte die Naturkundliche Station letzten Herbst ein neues Laichgewässer am Linzer Segelflugplatz an.
Der Bergmolch treibt es bunt!
Mit blau-grauer Rückenfärbung und knallorangem Bauch zählen die Männchen zur Balz- und Fortpflanzungszeit zu den auffälligsten Erscheinungen unter dem heimischen Amphibien. Die neun bis elf Zentimeter langen Lurche verbringen den Großteil des Jahres an Land, jedoch stets in der Nähe von Gewässern. Wie der Name schon vermuten lässt, fühlen sich die Tiere besonders in den höheren Lagen Österreichs wohl. Die Art konnte jedoch auch schon im Keferfeld in Linz nachgewiesen werden. Als äußerst anpassungsfähige Tiere nutzen sie eine breite Palette von Gewässertypen für ihre Fortpflanzung, jedoch ist auch der Bergmolch durch Lebensraumverlust gefährdet.
Lianen gibt es auch bei uns!
Die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) ist ein kletternd-rankendes Wildgehölz aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Sie kann sich an Sträuchern und Bäumen, welche sie als Stütze nutzt, bis über zwölf Meter hochwinden. Die biegsamen Stämme mit längsrissiger Borke haben meist einen Durchmesser von nur einigen Zentimetern, können aber auch armdick werden und weisen eine enorme Zugfestigkeit auf – auch Tarzan könnte an ihnen von Baum zu Baum schwingen.
Mehr Infos zur Waldrebe und anderen heimischen Wildgehölzen finden Sie in der Serie „Hecken zum Verstecken“ des Naturschutzbundes OÖ.
Die Fledermäuse landen am Linzer Segelflugplatz!
Einen außergewöhnlichen Einsatz hatte vor kurzem die Linzer Berufsfeuerwehr, sie montierte am Hangar der drei Linzer Segelsportclubs Ersatzquartiere für Fledermäuse. Die nachtaktiven Tiere, die gerne im Bereich des Flugplatzes nach Insekten jagen, können nun hier im Sommer ungestört den Tag verschlafen. Diese Aktion und viele weitere sind aus einem Projekt der Naturkundlichen Station hervorgegangen, dass beim Grand Prix der Artenvielfalt des Naturschutzbundes Österreichs ausgezeichnet wurde. Für den Erhalt dieser grünen Oase arbeiten zahlreiche Akteure wie die Stadtgruppe des Naturschutzbundes OÖ, die ansässige Jägerschaft, Privatleute und die schon erwähnten Organisationen Hand in Hand und wie man sieht, gemeinsam wird viel geschafft.
Die Schlehe – ein Strauch für alle Jahreszeiten!
Die Schlehe (Prunus spinosa), auch Schwarzdorn genannt, ist einer unserer vielfältigsten, heimischen Sträucher. Mit ihren langen, spitzen Dornen ist die Schlehe wichtiger Rückzugsort für Vögel und Kleinsäuger. Ihre weißen, ab März erscheinenden Blüten bieten den ersten Insekten Nahrung und auch ihre Blätter werden nicht verschmäht, so sind zum Beispiel die Raupen des Segelfalters (Iphiclides podalirius) hauptsächlich auf diesem Strauch zu finden. Im Herbst locken die zuckerreichen, gerbsauren Früchte Wacholder- oder Misteldrosseln an, die sie im Ganzen schlucken. Durch das Ausscheiden der Kerne, tragen die Vögel zur Verbreitung der Schlehe bei.
Wer krebst denn da?
Meist ist es der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus), der in unseren Gewässern unterwegs ist. Diese ursprünglich aus Nordamerika stammende Krebsart wurde 1970 in Österreich als Speisekrebs importiert. Es zeigte sich jedoch, dass der Signalkrebs Überträger der Krebspest ist. An dieser Krankheit sterben heimische Flusskrebsarten wie Edel-, Stein- und Dohlenkrebs. Zudem ist der Signalkrebs gegenüber den heimischen Arten aggressiv und produziert mehr Nachkommen, wodurch er zu vorherrschenden Krebsart in Österreich geworden ist. Der Naturschutzbund hat ihn daher zum Alien des Jahres 2023 gekürt.
Linz auf Schusters Rappen erkunden! Linz von Berg zu Berg - Teil 1
„Surfen“ auf Landschaftswellen von Rufling nach Linz
Los geht’s mit der West-Ost-Durchquerung des Gemeindegebietes der Landeshauptstadt und etwas darüber hinaus. Als Ausgangspunkt fungiert das historische Haus „Jäger im Kürnberg“, dass wir mit der Linie 17, Haltestelle „Am Dürrweg“, erreichen. Zuerst einmal marschieren wir zum Kürnberger Wald hinauf. Nach dem Waldspaziergang öffnet sich der Blick wieder ins Freie und wir stehen vor der reich strukturierten Leondinger Kulturlandschaft, von der aus wird ins Hainzenbachtal hinabsteigen. Nach einem weiteren Tauziehen mit der Schwerkraft erreichen wir die Höhe der Turmlinie und marschieren an einem der Maximilianischen Türme vorbei, um danach wieder hinunter zu wandern, diesmal ins Zaubertal, von wo aus wir die Glashäuser der Stadtgärtnerei erblicken. Dann noch eine Erhebung: Der Freinberg, den wir über das Arboretum erreichen, bietet eine gute Gelegenheit zur Rast, bevor wir uns in die die Niederungen des Stadtzentrums begeben. Dort erwartet uns zu guter Letzt noch ein Anstieg zu unserem Ziel, dem Linzer Schlossberg.
Sandarium – Hilfe für bodenbewohnende Wildbienen!
In Oberösterreich gibt es die Honigbiene und – wer hätte es gedacht – etwa 420 weitere Bienenarten. Zwei Drittel dieser Arten legen ihre Nester im Boden an und sind dabei auf offene, lückige Bodenstellen angewiesen. Der Boden darf dabei nicht zu hart, aber auch nicht zu locker sein, da sonst die Brutröhren in sich zusammenfallen. Wer im eigenen Garten etwas zur Förderung dieser Bodennister und damit etwas für die Artenvielfalt tun möchte, kann ein Sandarium anlegen. Das ist eine mindestens 50 x 50 cm große, fast vegetationslose Fläche an einem sonnigen Standort, die etwa 50 cm hoch mit Sand aufgefüllt ist, der allerdings nicht zu rieselfreudig sein darf.
Der Zitronenfalter – Methusalem unter den Schmetterlingen
Einer unserer bekanntesten heimischen Schmetterlinge und noch fast jedem Kind ein Begriff ist der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni). Er gilt als Frühlingsbote, kann er doch bereits an den ersten milden Tagen des Jahres beobachtet werden. Die überwinternden Tiere paaren sich und die Weibchen legen ihre Eier auf Faulbaum (Rhamnus frangula) und Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), den Futterpflanzen der Raupen ab. Die Raupen verpuppen sich nach einigen Wochen an der Futterpflanze und im Juni und Juli schlüpft die nächste Generation an Faltern, die meist kurz darauf in geeigneten Verstecken eine Sommerruhe einlegen, um dann im Herbst wieder bis zur Überwinterung zu fliegen. Zitronenfalter sind somit die langlebigsten, heimischen Schmetterlinge und können bis zu zwölf Monate alt werden.
Der Wanderfalke – das schnellste Tier der Welt lebt auch in Linz!
Der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist einer der bekanntesten und am meisten bewunderten Vögel der Welt, ein meisterlicher Jäger der Lüfte. Dank seines massigen, stromlinienförmigen Körpers kann er sich schneller als alle anderen Lebewesen durch den freien Luftraum bewegen. Der kontrollierte Todesstoß, mit dem er seine Beute in der Luft zur Strecke bringt, gehört sicherlich zu den beeindruckendsten Kollisionen in der Natur. Ein Brutpaar dieser Akrobaten der Lüfte gibt es auch in Linz in der "Urfahrwänd".
Weitere spannende Fakten über den Wanderfalken
Wer baut solche Lehmtöpfchen?
Im Winter hat man Zeit den Dachboden auszumisten oder Ecken zu säubern, an die man sonst das ganze Jahr nicht denkt. Bei solchen Putzaktionen bekommt man des Öfteren die aus Lehm gebauten Brutzellen der Orientalischen Mauer- oder Mörtelwespe (Sceliphron curvatum) zu Gesicht. Diese Grabwespenart stammt ursprünglich aus Asien (Nordindien, Nepal) und konnte sich seit den 1980er Jahren in Österreich ausbreiten. Charakteristisch für diese Art sind die freiliegenden Brutzellen, die nicht mit einer weiteren Lehmschicht überbaut werden, wie das bei den anderen bei uns vorkommenden Arten üblich ist. Als Futter für den Nachwuchs werden lebende Spinnen, die durch einen Stich der Wespe gelähmt werden, in die „Töpfchen“ eingebracht. Im Anschluss legt das Wespenweibchen ein Ei darauf und verschließt danach die Brutzelle. Den Winter verbringen die Tiere als Puppe oder schon als frischgeschlüpfte Tiere noch sicher verpackt im Kokon in den Lehmtöpfchen, ehe sie diese ab März verlassen. Die Tiere sind für uns harmlos und in keiner Weise aggressiv.
Bienenfreundlicher Vorgarten
Ganzjährig und üppig blühende Staudenbeete, Vogeltränken und Totholzhaufen: All das hätte in den meisten Vorgärten Platz und würde Insekten wie zum Beispiel (Wild)Bienen, Vögel und andere Kleintiere erfreuen. Leider ist die Realität jedoch oft eine andere: Ein oder zwei PKW-Stellplätze, Schotterflächen mit ein paar Grasbüscheln und vielleicht noch ein Kirschlorbeer, der ein unbeachtetes Dasein fristet. So trist und wenig einladend sieht es heutzutage oft zwischen Grundstücksgrenze und Haustüre aus. Blumenbeete und spannende Naturelemente findet man erst, wenn man durch das Haus in den eigentlichen Garten gebeten wird. Doch das lässt sich leicht ändern. Jetzt im Winter ist die beste Zeit für Neuplanung Ihres Vorgartens.
Nützlinge im Garten fördern. Schmetterlinge, Wildbienen, Singvögel & Co
Ein rundum gelungenes Buch von Sofie Meys, das viele verschiedene Tiergruppen vorstellt, die mit ein bisschen gutem Willen unsererseits, ein Zuhause im heimischen Garten finden können. Dem Thema Nisthilfen wird viel Platz eingeräumt und ebenso der tierfreundlichen Bepflanzung. Manche Themen wie das ganzjährige Füttern von Vögeln werden von allen Seiten beleuchtet, so dass sich jeder selbst eine Meinung bilden kann. Das ist ein neuer und guter Ansatz.
176 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Preis: € 19,90; Graz, Leopold Stocker Verlag, 2021, ISBN 978-3-7020-1929-7
Noch mehr Informationen zum Buch
In loser Abfolge wollen wir Ihnen ab jetzt immer wieder Bücher vorstellen, die uns sehr gut gefallen und die wir bereits im ÖKO.L rezensiert haben. Vielleicht ist ja auch ein passendes Weihnachtsgeschenk dabei!
Kein Torf im Garten!
Im Garten braucht es keinen Torf!
Fruchtbare Erde entsteht, wenn der Boden ausreichend mit Kompost versorgt, schonend gelockert und mit organischem Material wie Rasenschnitt oder klein gehäckseltem Strauchschnitt gemulcht wird. In Fertig-Substraten aus dem Gartencenter, die für Garten oder für Topf- und Zimmerpflanzen geeignet sind, versteckt sich oft Torf, auch wenn „BIO“ draufsteht, kann er enthalten sein, da die EU-Bio-Verordnung den Einsatz von Torf nicht verbietet. Nur wenn Sie die Aufschrift „torffrei“ auf der Verpackung finden oder sich durch einen Blick auf die Inhaltsstoffe im Kleingedruckten versichert haben, dass kein Torf enthalten ist, sollten Sie die Erde kaufen. Torfabbau zerstört unwiderruflich Feuchtlebensräume und sorgt damit für den Verlust von Arten. Mit torffreier Erde tragen Sie außerdem zum Klimaschutz bei, da in Mooren 30 % des gesamten vorkommenden terrestrischen Kohlenstoffs gespeichert ist, der durch Torfabbau wieder freigesetzt wird.