Die Libellenfauna der Linzer Donauauen

In der ersten Hälfte der 1990er-Jahre wurde der Libellenbestand der Traun-Donau-Auen erstmals flächendeckend untersucht. 2002/2003 erfolgte die Wiederbearbeitung des libellenkundlich wertvolleren – weil gewässerreicheren – Donauauen-Teiles.

Im Großen und Ganzen scheinen sich die Linzer Donauauen in diesen zehn Jahren nicht allzu sehr verändert zu haben. Natürlich ist der eine oder andere Weg jetzt verwachsen, sind die Bäume eines Waldstückes höher oder auf Stock gesetzt. Einzelne kleine Teiche sind verlandet oder mittlerweile stark beschattet. Vieles aber wirkt so, wie zehn Jahren zuvor – zumindest auf den ersten Blick.

39 Libellenarten konnten bei der aktuellen Kartierung nachgewiesen werden; von diesen wurden 32 als bodenständig eingestuft. Deutlich mehr als 10 Jahre zuvor; damals waren von 34 Arten 26 bodenständig. Vergleicht man diese Artenzahlen mit denen anderer Augebiete, so findet sich das Untersuchungsgebiet unter den artenreicheren.

Klare Veränderungen gab es bei den Fließgewässerarten. Die aktuelle Kartierung beinhaltet zusammen etwa dreimal so viele Datensätze dieser Arten als die erste. Außerdem konnten mit der Zweigestreiften Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) und der Grünen Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) zwei weitere Arten zu den schon bei der ersten Untersuchung nachgewiesenen Arten Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo), Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) und Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus) gefunden werden. Die vier letztgenannten Arten haben in ihrem Bestand deutlich zugenommen.

Klare Bestandsverbesserungen erkennt man bei den Arten, die eng an eine Verlandungszone mit Schilf gebunden sind. So konnten Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles) und Früher Schilfjäger (Brachytron pratense) ihr Areal erweitern, die Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora flavomaculata) ist jetzt eindeutig bodenständig und die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis) und der Spitzenfleck (Libellula fulva) sind neu als bodenständige Arten dazugekommen.

Im Gegensatz zu den an Schilfröhrichte gebundenen Arten fehlt die Gruppe der Arten völlig, die an Riedvegetation in mehr oder weniger temporären Gewässern gebunden ist. Entsprechende Verlandungszonen oder Überschwemmungsflächen etc. fehlen im Untersuchungsgebiet. Auch die erste Kartierung zeigte diesbezüglich keinen besseren Zustand.

Arten, die eng an offene Gewässer mit vegetationsarmen bis -freien Ufern gebunden sind, sind ebenfalls nach wie vor selten oder konnten nicht gefunden werden.

Mit der Zunahme der Fließgewässerarten und der an Schilf gebundenen Arten lässt sich somit eine durchaus positive Entwicklung erkennen. Überraschend war in dem seit der ersten Kartierung nur wenig veränderten Untersuchungsgebiet jedoch der große Wechsel der Artenzusammensetzung in den einzelnen Gewässern. Bei der Suche nach den Gründen für die teilweise hohen Turnover-Raten bietet das Metapopulationskonzept wie es STERNBERG (1995, 1999) für Libellen darstellt einen Ansatz zum besseren Verständnis des Geschehens.

  • K. STERNBERG (1995): Regulierung und Stabilisierung von Metapopulationen bei Libellen, am Beispiel von Aeshna subarctica elisabethae Djakonov im Schwarzwald (Anisoptera: Aeshnidae). Libellula 14(1/2): 1-39.
  • K. STERNBERG (1999): Populationsökologie und Ausbreitungsverhalten. In: K. STERNBERG, R. BUCHWALD (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1. Stuttgart, Ulmer: 119-133.
     

Artikel zum Thema im Naturkundlichen Jahrbuch Stadt Linz 42/43 (1996/1997) (PDF | 1,10 MB) G. LAISTER: Leitbild-Libellen, Donau-Traun-Krems-Auen

Artikel zum Thema in Berichte für Ökologie und Naturschutz Stadt Linz 1 (2007) (PDF | 2,92 MB) G. LAISTER: Die Libellenfauna der Linzer Donauauen – Entwicklung und aktuelle Situation

Grundlagenforschung