Tagaktive Schmetterlinge

Erhebung der Bestände und Grundlagen zum Schutz tagaktiver Schmetterlinge im Bereich des Segelflugplatzes Linz

Der Linzer Segelflugplatz, direkt an der Donau am Tankhafen gelegen, war bis Anfang der 1980er-Jahre von mächtigen Auwäldern umgeben, die nach und nach Industriebetrieben weichen mussten. Die Randbereiche des Flugplatzes, vor allem die im Osten gelegenen Böschungen entlang der Donau, weisen immer noch eine artenreiche Vegetation mit mageren Wiesenflächen auf. Entlang des westlichen Randes des Segelflugplatzes grenzen an die offene Struktur der Landebahn und der anschließenden Wiesen und Hochstaudenfluren Flurgehölze und Heckenzeilen an. Diese unterschiedlichen und zum Teil kleinräumigen Strukturen haben das Potential Lebensraum für viele Falterarten zu sein.

Während des Untersuchungszeitraums von Mai bis September 2020 wurden nicht nur die tagaktiven Schmetterlingsarten kartiert, sondern so weit wie möglich auch die dort vorkommenden Pflanzenarten, jedoch ohne Gräser, erhoben. Insgesamt konnten 29 Gehölzarten und 99 verschiedene krautige Pflanzenarten (während der Blütezeit) nachgewiesen werden. Bei den Gehölzen zählt fast ein Viertel zu den Neophyten, bei den krautigen Pflanzen sind es rund 15 %. Acht im oberösterreichischen Alpenvorland gefährdete Pflanzenarten wie Centaurea stoebe, die als „stark gefährdet“ gilt, wurden ebenfalls gefunden. 

33 verschiedene tagaktive Schmetterlingsarten konnten beobachtet werden, die neun verschiedenen Familien zuzuordnen sind. 25 Arten beziehungsweise Artkomplexe entfallen auf die Tagfalter, die übrigen gehören zur Gruppe der tagaktiven Nachfalter. Vier Arten scheinen in der Roten Liste der Groß-Schmetterlinge Oberösterreichs auf, wobei Iphiclides podalirius als „stark gefährdet“ und Lysandra bellargus als „gefährdet“ gilt.

Durch das Vorhandensein unterschiedlicher Biotope wie Wiesen, Hochstaudenfluren und Gehölze können sich am Gelände des Segelflugplatzes nicht nur die typischen Wiesenarten, sondern auch Arten, deren Raupen auf Gehölze spezialisiert sind, entwickeln.

Eine Veränderung des Flächenmanagements würde die Attraktivität des Geländes für Schmetterlinge und andere Insektenarten deutlich steigern. Die Abstimmung der Mahdzeitpunkte auf die Entwicklung der Falter und der Abtransport des Mähguts sind hier als wichtigste Punkte zu nennen.

Tagaktive Schmetterlingsarten in Linz Dornach-Auhof

Wie alle nördlich der Donau gelegenen Teile von Linz gehört der Bezirk Dornach-Auhof aus naturräumlicher Sicht zur kristallinen Böhmischen Masse. Hier an den nach Süden hin abfallenden letzten Ausläufern des Mühlviertels finden sich noch artenreiche, bodensaure Wiesen und damit auch spezielle Lebensräume für tagaktive Schmetterlinge, die so auf den kalkreichen Böden im Stadtbereich südlich der Donau nicht zu finden sind.

Für die vorliegende Untersuchung wurden auf zwei Flächen in der Nähe des Schatzweges die tagaktiven Schmetterlingsarten sowie die, für die Schmetterlinge relevanten Pflanzenarten erhoben.

Insgesamt konnten 57 Arten krautiger Pflanzen, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in Blüte befanden, nachgewiesen werden, wobei acht von ihnen zu den mittlerweile schon etablierten Neophyten in Oberösterreich zählen. Es wurden auch einige Exemplare des allergieauslösenden Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia), besser bekannt als Ragweed, entdeckt. Vier der gefundenen Arten sind bereits in der Roten Liste der Gefäßpflanzen Oberösterreichs vermerkt, wobei der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officialis) und die Kornblume (Cyanus segetum) auf der Vorwarnstufe stehen, der Heilziest (Betonica officinalis) und das Echte Labkraut (Galium verum) gelten in der Böhmischen Masse bereits als gefährdet.

29 verschiedene tagaktive Schmetterlingsarten aus zehn Familien konnten im Untersuchungszeitraum (Juli bis September 2020) auf den Flächen beobachtet werden, darunter die beiden stark in Oberösterreich gefährdeten Arten – Segelfalter (Iphiclides podalirus) und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) und die gefährdeten Arten - Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades) und Schachbrettfalter (Melanargia galathea). Drei, der gefundenen Schmetterlingsarten Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria), Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind europarechtlich nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie besonders geschützt.

Um den Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling auf diesen Flächen halten zu können, muss die Pflege vor allem auf seine Bedürfnisse und die des Großen Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis) abgestimmt werden. Die Mahd inklusive Abtransport de Mähgutes soll zweimal jährlich erfolgen, wobei das erste Mal bereits Ende Mai, Anfang Juni und das zweite Mal ab September gemäht wird.

Ökologische Bewertung verschiedener Lebensraumtypen im Südosten der Stadt Linz mittels tagaktiver Schmetterlinge

In den Linzer Augebieten an Traun und Donau wurden bereits seit Mitte der 1980er Jahre faunistische Untersuchungen an Schmetterlingen durchgeführt. Dabei standen die sogenannten „Nachtfalter" im Vordergrund, die sich wegen ihrer großen Zahl an spezialisierten und seltenen Arten gut zur Charakterisierung und Bewertung von Lebensräumen eignen. Auch bei Tagfaltern und Widderchen gibt es solche Indikatorarten, die als standorttreue Tiere besonders wertvolle Lebensräume – zum Beispiel Magerwiesen – bewohnen. Daneben ist für den Naturschutz auch eine Kenntnis der Akzeptanz der Schmetterlinge gegenüber vom Menschen stark geprägten Standorten von Bedeutung (Dorf, Wirtschaftsland, Straßenränder, künstliche Dämme, Forste und viele mehr). Bei halbwegs naturnaher Gestaltung dienen sie den Schmetterlingen einerseits als Korridor, um in der Umgebung günstige Biotope zu finden (Populationsdurchmischung, Ausbreitung, Ausweichmöglichkeit), und sie fungieren außerdem für die Falter häufig als Nektarweide. Geeignete „Kinderstuben" sind sie nur in Ausnahmefällen – die Raupen unserer Schmetterlinge sind empfindlich, was Futterpflanzen, Bewirtschaftung, Mikroklima und so weiter angeht. Die starke Bindung an bestimmte Lebensräume ist auch der Hauptgrund für den rasanten Abbau der heimischen Tagfalterfauna: mehr als zwei Drittel der in Österreich vorkommenden Tagfalter sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht!

In der vorliegenden Studie wurden in allen untersuchten Lebensraumtypen insgesamt 46 verschiedene Falterarten nachgewiesen, wobei es sich bei 29 um Echte Tagfalter und Dickkopffalter, bei vier um Widderchen und bei 13 um andere Arten handelte.

Am falterreichsten waren die künstlichen Dämme, gefolgt von einer Streuobstwiese in Pichling, danach kamen die Waldschläge am Schiltenberg. Die anderen Lebensraumtypen wie Schotterstraße, Tagerbach oder Dorf wiesen geringer Artenzahlen auf, auch kamen dort fast nur Ubiquisten und wandernde Weißlinge vor.
Um die artenarmen Lebensräume für Schmetterlinge attraktiver zu gestalten, wird empfohlen breite Ränder der Fettwiesen zu extensivieren, extensiv bearbeitete Randstreifen entlang von Schotterstraßen zu schaffen, Gärten möglichst naturnah zu gestalten und im Wald eine Mischwaldstruktur mit hohem Laubbaumbestand zu fördern.

Lebensweise und Schutz tagaktiver Schmetterlinge im Bereich der Hochwasserschutzdämme im Linzer Stadtgebiet

Hochwasserdämme zählen zu den reichhaltigsten Tagfalter-Lebensräumen. Ihre oft trockenen und nährstoffarmen Wiesen sind vom Blütenangebot, von der Pflanzenvielfalt und vom Topoklima (= Standortklima) her geeignet, neben etlichen wenig anspruchsvollen Wiesenschmetterlingen auch die auf Halbtrocken- und Trockenrasen spezialisierten Arten zu beherbergen. Das ist umso bedeutsamer, als diese Arten wie ihre Lebensräume hochgradig gefährdet sind. Die Bewirtschaftung magerer und trockener Wiesen lohnt in vielen Fällen heute nicht mehr; ohne Mahd verbuschen sie aber, werden mit Fichten aufgeforstet, durch Düngung in Fettwiesen umgewandelt, verbaut oder umgebrochen – damit verschwinden auch die für diese Standorte typischen Faltergesellschaften.

Eine Kartierung längerer Damm-Abschnitte im Linzer Raum ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. 53 Dammabschnitte, die in fünf Gruppen (Halbtrockenrasen und trockenere Glatthafer-Fettwiesen, mehrschürige Wirtschafts-Fettwiesen, ruderale Hochstaudenfluren, Hochstaudenfluren, inhomogene Restgruppe) zusammengefasst wurden, sind Gegenstand der Untersuchung. Die Bestände der tagaktiven Schmetterlinge wurden mittels der Linientaxierung nach Reichholf erhoben. Insgesamt konnten auf den Dammabschnitten 45 tagaktive Schmetterlingsarten nachgewiesen werden, davon entfallen 31 auf die Tagfalter (inklusive Dickkopffalter), zwei auf die Widderchen (Blutströpfchen), drei auf die restlichen Spinner und Schwärmer, vier gehörten zur Familie der Eulenfalter und fünf zu den Spannern. In den kartierten Dammabschnitten kamen sowohl oberösterreichweit gefährdete Arten wie die Plebejus argus-Gruppe als auch in ihren Beständen im Linzer Stadtgebiet rückläufige Arten wie der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) vor.

Durch besonders hohe Arten- und Individuenzahlen ausgezeichnet waren die einschürigen Wiesen und bunten Hochstaudenfluren. Die meisten der festgestellten gefährdeten Arten kamen in diesen Habitat-Typen vor. Diesbezüglich von geringem Wert waren die zweischürigen Fettwiesen im Bereich der Donaudämme.

Das Ergebnis der Falterzählung wurde entscheidend durch die Mahd beeinflusst, da die meisten Falter offenbar abwanderten. In vielen Fällen fand der Schnitt zur Zeit der höchsten Individuendichte statt (Juli). Als günstigste Mahdzeit wird in der Literatur im Allgemeinen der September-Beginn angegeben, für Fettwiesen auch ein zweiter Schnitt Ende Mai. Zusätzlich wird eine mosaikartige Mahdfolge (Randstreifen) und das Aufkommenlassen einzelner Sträucher propagiert.

Weitere Artikel zum Thema (ohne Möglichkeit zum Download)

  • Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen 73: 117–141 (2021)
    Gudrun FUSS: Erhebung der Bestände und Grundlagen zum Schutz tagaktiver Schmetterlinge (Lepidoptera) im Bereich des Segelflugplatzes Linz (Oberösterreich, Österreich)