„Linz tierisch“ - Erste Ergebnisse für das Jahr 2020
Das Hirschkäfermännchen (Lucanus cervus) ist durch seine vergrößerten Mundwerkzeuge unverwechselbar.
Der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) ist ein Bewohner feuchter Wiesen.
Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) ist eine streng geschützte Art.
Der Russische Bär (Euplagia quadripunctaria) wird auch Spanische Flagge genannt.
Würfelnattern (Natrix tessellata) gehören zu den seltensten Schlangenarten in Oberösterreich.
Beim Auffliegen klingen die Federn der Schellente (Bucephala clangula) wie Glöckchen.
Schwarzspecht (Dryocopus martius) zu Besuch im Garten.
Rotfuchs (Vulpes vulpes) auf nächtlichem Spaziergang durch die solarCity.
„Linz tierisch“ ist ein Kooperationsprojekt der Naturkundlichen Station der Stadt Linz mit der Naturbeobachtungsplattform www.naturbeobachtung.at des Naturschutzbundes Österreich, dass im Juni 2020 gestartet wurde. Im Rahmen dieses Projektes rufen wir alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie Besucherinnen und Besucher der Landeshauptstadt auf ihre tierischen Entdeckungen fotografisch festzuhalten und auf naturbeobachtung.at zu melden.
Die Meldungen geben Aufschluss über die in Linz beheimateten Tierarten und ihre Verbreitung. Die sich daraus ergebenden Daten tragen zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn bei und unterstützen bei der Beantwortung von naturschutzfachlichen Fragestellungen. Interessante Funde werden in der Zeitschrift ÖKO.L der Naturkundlichen Station publiziert.
Erste Ergebnisse
Bis Anfang September 2020 sind auf naturbeobachtung.at 291 Meldungen für das Stadtgebiet von Linz eingegangen, wobei 194 Meldungen auf die sehr große Gruppe der Insekten entfallen.
Bei den Käfern wurde erfreulich häufig der Hirschkäfer (Lucanus cervus) gemeldet. Diese imposante Art, dessen Männchen durch ihre stark vergrößerten Mundwerkzeuge (Mandibeln) auffallen, hat in und rund um die Landeshauptstadt einen Verbreitungsschwerpunkt in Oberösterreich, da sie hier noch lichte Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder in wärmebegünstigten Lagen vorfinden. Durch die Abnahme dieser Lebensräume ist die nach Europa-Recht geschützte Art auch bei uns schon potentiell gefährdet.
Zu den am häufigsten gemeldeten Insekten zählen die Schmetterlinge. Hier konnten mehrere nach der Flora-Fauna-Habitat Richtlinie europaweit geschützte Arten wie der Große Feuerfalter (Lycaena dispar), der Russische Bär (Euplagia quadripunctaria) und sogar der seltene Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) auf extensiven Wiesenstandorten im Gebiet von Sankt Magdalena nachgewiesen werden.
Von den 15 in Linz vorkommenden Amphibienarten konnten von unseren Melderinnen und Meldern fünf verschiedene beobachtet werden, genauso viele wie bei den Reptilien, wobei hier nur zehn Arten für Linz bekannt sind. Besonders erfreulich ist die Meldung der sehr seltenen Würfelnatter (Natrix tessellata), die in Oberösterreich als vom Aussterben bedroht gilt und am Dießenleitenbach nachgewiesen werden konnte. Die Würfelnatter ist stark an Wasserlebensräume gebunden und daher eine gute Zeigerart für den ökologischen Zustand der Fließgewässer und ihres Umlandes. Auf Grund der fortschreitenden Zerstörung ihrer Lebensräume ist ihr Bestand stark rückläufig.
Bei den Vögeln wurden 34 verschiedene Arten gemeldet. Dies entspricht etwa einem guten Viertel, aller in Linz vorkommenden Vogelarten. Auch der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), von dem 2019 von einem Mitarbeiter der Naturkundlichen Station erstmals erstaunliche 17 Brutreviere nachgewiesen werden konnten, wurde von einem Melder fotografiert.
Viele Meldungen kommen hier aus dem Europaschutzgebiet Traun-Donau-Auen, das auch die Weikerlseen und das Mitterwasser miteinschließt. Auf Grund der noch relativ intakten Lebensräume ist dieser Teil von Linz ein Hot-Spot für Vogelbeobachtungen und so konnten hier unter anderem Eisvogel (Alcedo athis) und Schellente (Bucephala clangula) gesichtet werden. Manchmal trifft man jedoch auch mitten im Stadtgebiet in Auwiesen auf Schönheiten wie den Schwarzspecht (Dryocopus martius).
Acht verschiedene Säugetierarten wurden bis jetzt gemeldet, wobei die Sichtung eines Rotfuchses (Vulpes vulpes) beim Abendspaziergang in der solarCity sicher eine Besonderheit darstellt, obwohl Füchse zunehmend die Stadtränder als Lebensraum erobern. Als Nahrungsopportunisten sind sie sehr anpassungsfähig und können sich sogar an uns Menschen als Nachbarn gewöhnen.
Die erste Auswertung der Meldungen lässt auf ein spannendes Jahr 2021 schließen, bei dem sicher noch mehr Naturinteressierte zum Fotoapparat greifen und ihre spannenden tierischen Sichtungen aus dem Stadtgebiet von Linz bei „Linz tierisch“ melden.