Schlüsselblumen – Gelbe Frühlingsboten

Die Schlüsselblumen gehören mit ihren gelben Blütenkelchen zu den auffälligsten Frühlingsboten in unseren Wiesen. Man kann sie zudem an Wegrändern, Böschungen und in lichten Wäldern entdecken. Die zwei häufigsten Arten in Oberösterreich sind die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und die Echte Schlüsselblume (Primula veris), wobei die Hohe Schlüsselblume die weitaus häufigere ist, da sie weniger Ansprüche an ihren Lebensraum stellt. Als dritte Art kommt sehr selten noch die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris) in frischen Edellaubwäldern, an Waldrändern und in Wiesen des Alpenraums vor.

Ihren Namen verdanken die Schlüsselblumen der Anordnung der Blüten, die an einen Schlüsselbund erinnert.

Wichtige Nahrungspflanzen für Schmetterlinge

Schlüsselblumen sind Rosettenpflanzen mit zwiebelförmigen Erneuerungsknospen und kräftigen Speicher-Rhizomen (Erdspross). Diese Ausstattung ermöglicht es ihnen, schon bald im Frühling auszutreiben und das Licht, das noch vor dem Laubaustrieb der Bäume auf den Boden gelangt, für den Aufbau lebenswichtiger Stoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette zu nutzen. Die Kronblätter der Blüten bilden eine lange Röhre, an deren Ende sich der Nektar befindet. Nur langrüsselige Insektenarten wie Schmetterlinge oder Hummeln können daher den Nektar nutzen und kommen als Bestäuber in Frage. Manche Bienenarten und auch kurzrüsselige Hummelarten wie Erdhummeln beißen jedoch gelegentlich die Blüte seitlich auf, um auf diese Weise an den Nektar zu gelangen.

Nicht nur die Blüten der Pflanzen bieten Nahrung für Insekten. Die Raupen des gefährdeten Schlüsselblumen-Würfelfalters (Hamearis lucina) nutzen ausschließlich Schlüsselblumen als Futterpflanzen. Auch die Raupen der  Silbergrauen Bandeule, auch Trockenrasenbusch-Bandeule genannt (Epilecta linogrisea) fressen neben anderen krautigen Pflanzen gerne an Schlüsselblumen.

Die Hohe Schlüsselblume

In unterwuchsreichen Eichen-Hainbuchen-Wäldern, in Auen- und Schluchtwäldern sowie in Bergwiesen erfreut sie uns bereits ab März mit ihren hellgelben Blüten, die wir bis in den Mai hinein genießen können. Die Hohe Schlüsselblume bevorzugt feuchte, nährstoff- und basenreiche Böden, die nicht zu stark verdichtet sein sollen.

Die Echte Schlüsselblume

Leider wird die Echte Schlüsselblume als Charakterart magerer und trockener, halboffener oder offener Landschaften in vielen Gebieten immer seltener. Die intensive Nutzung von Wiesen und Weiden, die Düngung, und auch der Umbruch von Grünland zu Ackerland führen dazu, dass die Pflanze an vielen Orten nicht mehr zu finden ist. An anderen Stellen wurde die traditionelle Nutzung der Wiesen aufgegeben, so dass Büsche und Bäume dort die lichtliebenden Schlüsselblumen verdrängen. Sie ist zwar auch in lichten Wäldern zu finden, verschwindet aber bei zunehmender Beschattung.

Als Schutzmaßnahme sollte auf Magerstandorten auf eine Düngung verzichtet und Nährstoffeintrag verhindert werden. Wenn die Nutzung einer Fläche eingestellt wird, ist eine regelmäßige Biotoppflege, zum Beispiel durch Beweidung oder Mahd anzustreben, um eine Beschattung durch Gehölze zu verhindern, denn die Schlüsselblume braucht Sonne. Zahlreiche weitere Pflanzen- und Tierarten würden hiervon profitieren.

Die Echte Schlüsselblume erreicht eine Höhe von 20 Zentimetern und zeigt von März bis Mai ihre sattgelben Blüten. Jedes Blütenblatt ist zudem mit einem orangen Saftmal versehen, das den Weg zum Nektar weist.

Hohe Schlüsselblume versus Echte Schlüsselblume

Abgesehen vom Standort kann man die beiden Arten sehr gut an ihrer Blütenfarbe und -form unterscheiden. Die Echte Schlüsselblume hat goldgelbe Blüten mit orangen Saftmalen und der grüne Blütenkelch ist leicht ballonförmig aufgetrieben. Bei der Hohen Schlüsselblume sind die Kronblätter hellgelb gefärbt und der Kelch ist enganliegend.

Schlüsselblumen sind auch hervorragend für den Garten geeignet. Passen die Bedingungen hat man an ihnen viele Jahre lang Freude und sie vermehren sich auch selbständig über die Samen. Um die Bestände nicht noch weiter zu gefährden, sollte man sie nicht der Natur ausgraben, sondern bei Gärtnereien kaufen, die auf heimische Pflanzen spezialisiert sind. Die Echte Schlüsselblume steht zudem unter Naturschutz und darf auch nicht gepflückt werden.

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