Wenn die Wilde Möhre blüht!

Ist die Blütezeit der Wilden Möhre (Daucus carota subsp. carota) angebrochen, dann ist er da, der Hochsommer. In dieser Zeit gehört sie mit ihren großen weißen Blütendolden zu den imposantesten und auch recht häufigen Pflanzen auf der Wiese und am Wegesrand. Wildbienen, Wanzen, Käfer und Fliegen aller Art besuchen ihre Blüten und laben sich an Nektar und Pollen. Die Raupen des Schwalbenschwanzes wiederum haben es auf ihre Blätter abgesehen.

Bei der Wilden Möhre handelt es sich um eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 120 Zentimeter erreicht. Als Tiefwurzler können sich ihre Wurzeln bis 80 Zentimeter tief in den Boden hineinbohren. Die verholzende Wurzelrübe dient als Speicherorgan und ermöglicht als Energielieferant den Austrieb im zweiten Jahr.

Große Familie der Doldenblütler (Apiaceae)

Viele Arten aus der umfangreichen Familie der Doldenblütler sind nur schwer zu bestimmen. Oft wissen nur die ExpertInnen genau, wen sie vor sich haben, wenn sie vor den großen weißen oder gelb blühenden „Blumen“ stehen und das, obwohl wir viele Arten schon seit langer Zeit auf die ein oder andere Weise nutzen. Sei es als Gift im Schierlingsbecher, um sich seiner Feinde oder Konkurrenten zu entledigen oder als Gewürze wie Anis, Dill oder Kerbel in der Küche. Einige Arten wie Fenchel, Pastinake, Sellerie und vor allem die Karotte werden auch sehr gerne als Gemüse gegessen. 

Wie aus der Wilden Möhre die zahme wurde!

Die Wilde Möhre ist eine der vermutlich drei Stammpflanzen unserer heutigen Kultur-Karotte. Schon seit der Antike kreuzten die Menschen afghanische und mediterrane Möhrenarten mit unserer heimischen. Im 18. Jahrhundert entstanden schließlich die bekannten orangefarbenen Karotten, die es nach den Tomaten bis auf Platz zwei der Gemüsehitliste gebracht haben. Der österreichische und auch im Deutschen teilweise gebräuchliche Name Karotte wurde vom lateinischen „carota“ übernommen. 

Die Wurzel der Wilden Möhre ist weiß und ebenfalls genießbar, allerdings sollte man nur die der einjährigen Pflanzen verwenden, da die der blühenden Exemplare sehr holzig und auch ziemlich scharf sind.

Bei Insekten sehr beliebt

Wildbienen, Hummeln, Wespen, Blattwespen, Wanzen, Käfer und Fliegen aller Art besuchen die Blüten. Um möglichst viele Bestäuber anzulocken, hat sie sich einen genialen Trick „ausgedacht“. Sie täuscht bereits vorhandene Kundschaft vor. Inmitten der vielen kleinen weißen Teilblüten, aus der die Dolde besteht, befindet sich häufig eine lila bis schwarz gefärbte Blüte, die als „Mohrenblüte“ bezeichnet wird. Durch sie bekam die Wilde Möhre ihren Namen.

Doch wie hilft dieser kleine schwarze Punkt der Pflanze bei der erfolgreichen Bestäubung? Jeder kennt das Phänomen: Sitzt schon jemand im Gastgarten eines Lokals, so kommen rasch andere Gäste hinzu. Ist er leer, hat man weniger Verlangen, dort auch einzukehren. Die kleine dunkle Blüte wird im Vorbeifliegen als Insekt wahrgenommen und signalisiert, dort gibt es was zu holen, denn sonst wäre keiner dort. Gerade im Hochsommer, wenn alles blüht, ist das ein kleiner evolutiver Vorteil gegen die übrige weiße Konkurrenz am Wegesrand.

Vor und nach der Blüte rollt sich die Dolde wie ein Vogelnest zusammen. Durch dieses typische Erkennungsmerkmal kann man sie kaum mit giftigen Arten verwechseln.

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