Die Efeu-Seidenbiene – späte Wildbiene im Botanischen Garten
Weibchen der Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) schaut aus dem Eingang der Niströhre heraus.
Efeu-Seidenbiene beim Sammeln von Nektar und Pollen an Efeu-Blüten.
Die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) ist eine von etwa 430 in Oberösterreich vorkommenden Wildbienenarten und wurde erst 1993 neu für die Wissenschaft beschrieben. 2006 wurde sie das erste Mal in Österreich gefunden und 2016 gelang der Erstnachweis für Oberösterreich ausgerechnet im Botanischen Garten der Stadt Linz, nachdem der Leiter Dr. Friedrich Schwarz dem Insektenexperten Dr. Martin Schwarz den Hinweis auf sehr spät im Jahr fliegende Wildbienen gegeben hatte. Der Fund wurde durch Mag. Fritz Gusenleitner, dem ehemaligen Leiter des Linzer Biologiezentrums bestätigt.
Zum Verwechseln ähnlich
Ihre späte Entdeckung hat sie wahrscheinlich ihrer großen Ähnlichkeit mit der Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus) zu verdanken, die jedoch fast ausschließlich Nektar und Pollen der Besenheide (Calluna vulgaris) sammelt. Die an Efeu (Hedera helix) sammelnden Bienen wurden zwar wahrgenommen, man nahm jedoch an, dass die Heidekraut-Seidenbiene in der Not, wenn keine Ericaceen mehr blühen, auf Efeu übergeht. Untersuchungen zeigen, dass Efeu-Seidenbienen schon vor Beginn der Efeu-Blüte fliegen und in dieser Zeit Pollen von Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), vom Gelben Zahntrost (Odontites luteus) und von der Goldrute (Solidago canadensis und S. gigantea) sammeln. Sobald jedoch der Efeu erblüht, wechseln sie auf ihn über. Es ist anzunehmen, dass diese Flexibilität für die Verbreitung dieser Bienenart wichtig ist, denn oft vergeht nur wenig Zeit zwischen dem Aufblühen des Efeus und der ersten nasskalten Herbsttage.
Von vielen Menschen wird der im September und Oktober blühende Efeu gar nicht wahrgenommen, was sicherlich an seinen relativ unspektakulären Blüten liegt. Sie werden jedoch von einer Vielzahl an Insekten wie Honigbienen, Fliegen und Wespen und insbesondere von Efeu-Seidenbienen besucht, die das späte Nektar- und Pollenangebot zu schätzen wissen.
Wohnort: Botanischer Garten Linz, Alpinum
Schenken Sie doch bei Ihrem Besuch des Botanischen Gartens im Herbst dem Efeu Ihre besondere Aufmerksamkeit und wenn Ihnen dann eine fast Honigbienen-große Biene mit gelbbraunem Brustpelz und auffällig breiten Binden am Hinterleib auffällt, haben Sie mit größter Wahrscheinlichkeit unseren kleinen Star unter den Wildbienen entdeckt. Ihre Nestkolonie und ihr emsiges Treiben vor dieser kann beim Alpinum beobachtet werden. Die lockere Bepflanzung mit den offenen Bodenstellen kommt den in der Erde nistenden Bienen sehr entgegen. Auf Grund der idealen Bedingungen für diese Wildbienenart im Botanischen Garten konnten mittlerweile beim Iris- und Steppengarten auch schon einige Nesteingänge entdeckt werden.
Wie alle Wildbienenarten ist auch die Efeu-Seidenbienen sehr friedlich und kann aus nächster Nähe beobachtet werden, ohne dass man Angst haben muss, von ihr gestochen zu werden. Ihr Stachel soll außerdem die menschliche Haut kaum durchdringen können.