Pfaffenkapperl, Spindelstrauch oder Rotkehlchenbrot
Die vierzähligen Blüten sind unscheinbar grüngelb gefärbt.
Die Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Yponomeuta cagnagella) haben den ganzen Strauch kahl gefressen.
Purpurrot gefärbte Kapselfrüchte
Die Samen sind von einem orangen Samenmantel, dem Arillus umgeben.
Der Gewöhnliche Spindelstrauch (Euonymus europaeus) hat viele Namen, die entweder auf sein Aussehen oder seine Verwendung hinweisen. Pfaffenkapperl oder auch Pfaffenhütchen wird er wegen seine Kapselfrüchte genannt, die einem Birett, einer Kopfbedeckung katholischer Geistlicher sehr ähnlich sehen. Den Namen Rotkehlchenbrot verdankt er ebenfalls seinen orangerot gefärbten Früchten, die bis tief in den Winter hinein an den Ästen hängen und gerne von Vögeln wie Drosseln, Elstern und eben Rotkehlchen gefressen werden.
Die Bezeichnung Spindelstrauch geht auf die Verwendung seines zähen Holzes zurück, aus ihm wurden in früherer Zeit gerne Spindeln und Spinnräder, aber auch Orgelpfeifen, Schuhnägel und Stricknadeln hergestellt. Zudem ließ sich aus dem Pfaffenhütchen eine besonders hochwertige Holzkohle gewinnen, die als Zeichenkohle verwendet wurde.
Farbenfroher Star im Herbst und Winter
In Österreich gibt es drei verschiedene Spindelstraucharten, wobei der Gewöhnliche Spindelstrauch am häufigsten ist, der Breitblättrige oder Voralpen Spindelstrauch (Euonymus latifolia) und der Warzen-Spindelstrauch (Euyonimus verrucosa) sind weitaus seltener. Meist wächst das Pfaffenhütchen zu einem drei bis vier Meter hohen, sommergrünen Strauch heran, der aus seinem flachen, dichten Wurzelwerk zahlreiche Ausläufer bildet. Die Äste stehen sparrig ab. Auffällig sind die deutlich sichtbaren Korkleisten an den Zweigen, die mit zunehmendem Alter stumpf und vierkantig werden.
Zur Blütezeit von Mai bis Juli präsentiert sich der Strauch mit seinen kleinen grüngelben Blüten eher unscheinbar. Im Herbst jedoch verfärben sich die Blätter orangerot, während die Rinde der Äste auch im Winter auffallend grün bleibt. Zusammen mit den rosa-orangeroten Früchten bringt das Pfaffenkapperl bunte Farbtupfer in die oft graue Winterlandschaft und wird daher gern als Ziergehölz gepflanzt.
Vorsicht giftig!
Alle Pflanzenteile, vor allem die Samen, enthalten Giftstoffe, darunter herzwirksame Glykoside und verschiedene Alkaloide, die für den Menschen gefährlich sind. Durch den Genuss der Früchte kann es zu Erbrechen, Kreislaufstörungen, Fieber und Koliken kommen. Die Giftwirkung tritt erst nach wenigstens zwölf Stunden auf. In Extremfällen kann es beim Verzehr von 30 bis 40 Samen zu tödlichen Lähmungen kommen.
Aus den vermahlenen Samen wurde früher Insektenpulver hergestellt, als Shampoo oder in Salben sollte das Pulver sogar die von Milben verursachte Krätze heilen.
Viele Tieren lieben es
Besondere Liebhaber des Pfaffenkapperls sind die Schwarze Bohnenlaus und die Gespinstmotte. Die Zweige können durchgehend schwarz vor lauter Bohnenläusen sein. Vor allem in trockenheißen Frühsommern können die gelblichen Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotten den Strauch mit einem dichten, weißen Gespinst überziehen und ihn völlig kahlfressen. Das ist jedoch nicht lebensbedrohlich für die Pflanze, denn neue Blätter wachsen schnell wieder nach.
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