Fledermaus im Winterschlaf
Wasserfledermäuse (Myotis daubentonii) suchen bereits im Oktober die Winterquartiere auf.
Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) nutzen mehrere Winterquartiere.
Den Winterschlaf verbringen Braune Langohren (Plecotus auritus) gerne in Höhlen.
Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), Fledermaus des Jahres 2020 + 2021, braucht kühle Winterquartiere.
Alle bei uns heimischen Fledermausarten sind an den Wechsel von Warm- und Kaltperioden angepasst. Die kalte Jahreszeit von Anfang November bis Ende März verschlafen sie, da sie in dieser Zeit nicht genügend Nahrung finden. Auf dem Speiseplan unserer Fledermäuse stehen ausnahmslos Insekten und die sind im Winter Mangelware. Um gut durch den Winter zu kommen, müssen sich die Fledermäuse genügend Winterspeck anfressen und geeignete Quartiere finden, in denen sie nicht gestört werden. Wachen die Tiere ungeplant während des Winterschlafes auf, kostet sie das viel Energie und kann sogar zum Tod führen.
Unterschiedliche Strategien
Alle bei uns vorkommenden Fledermausarten halten Winterschlaf, das heißt sie fallen regelmäßig in längere Lethargieperioden (Torpor), die bis zu 30 Tage anhalten können. Dazwischen wachen sie jedoch immer wieder einmal auf, um ihren Hangplatz zu ändern, kehren dann aber bald wieder in ihren Schlafzustand zurück.
Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Arten. Während die Wasserfledermäuse (Myotis daubentonii) schon früh im Oktober in ihre Winterquartiere alte Brunnen, Stollen, Bunker, Keller und natürliche Höhlen einfliegen und dort bei relativ stabilen Temperaturen um die 8 Grad Celsius den Winter verbringen, bevor sie im März oder Anfang April wieder ausfliegen, wechseln andere Arten zwischen verschiedenen Quartieren hin und her. Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) und das Braune Langohr (Plecotus auritus) fliegen erst sehr spät ins Winterquartier und wachen auch häufiger auf. Während milder Wetterphasen sind sie sogar draußen aktiv, man kann sie dann auch tagsüber bei der Nahrungssuche oder beim Quartierwechsel beobachten. Wärmere Phasen verbringen sie zum Beispiel in Baumhöhlen, wird es kälter, ziehen sie sich in frostsichere Quartiere wie Höhlen und Bunker zurück.
Leben auf Sparflamme
Fledermäuse haben einen sehr hohen Stoffwechsel und müssen sich daher eine gute Portion Winterspeck anfressen, um bis zu sechs Monate ohne Nahrung auskommen. 20 bis 30 Prozent sollten sie daher im Herbst an Gewicht zugelegt haben. Während des Torpors wird die Körpertemperatur auf drei bis fünf Grad Celsius abgesenkt, Herzschlag, Atmung und Stoffwechsel werden auf ein Minimum reduziert.
Um den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten, überwintern etliche Arten in großen Gruppen, sodass sich viele Artgenossen eng aneinander kuscheln können, andere kriechen in Ritzen und Spalten. Außerdem hüllen sich manche in ihre Flughaut ein wie in einen Mantel. Fällt jedoch die Umgebungstemperatur unter die stark gesenkte Körpertemperatur der Tiere, müssen die Fledermäuse „nachheizen“. Rund 30 Prozent ihres Gewichtes verlieren sie während des Winters.
Tödliche Störungen
Für Fledermäuse ist das Erwachen aus der Lethargie mit großem Aufwand verbunden. 30 bis 60 Minuten und reichlich Kalorien brauchen Fledermäuse, bis sie ihren Körper auf Betriebstemperatur geheizt haben. Wachen die kleinen Flugkünstler daher zu oft während des Winters auf, kann es sein, dass ihre Reserven nicht mehr zum Frühjahr reichen und sie sterben. Jede Störung der Tiere muss daher unterbleiben.
Sollten Sie ein geschwächtes Tier finden, wenden Sie sich bitte an die Experten und Expertinnen der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich).