Die Stechpalme grünt nicht nur zur Sommerszeit
Wunderschöne Stechpalme (Ilex aquifolium) im Botanischen Garten Linz, übervoll mit Früchten.
Die kleinen Steinfrüchte sitzen dicht an dicht.
Die Blätter im oberen Bereich des Gehölzes sind ganzrandig.
Als Schutz vor Fressfeinden sind die unteren Blätter mit Stacheln bewehrt.
Als immergrüner Strauch oder kleiner Baum ist die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) eine echte Besonderheit unter den heimischen Laubgehölzen. Mit ihren rot gefärbten Früchten zieht sie vor allem im Winter die Blicke auf sich. Für uns Menschen sollte es auch beim Augenschmaus bleiben, da die kleinen Steinfrüchte für uns giftig sind. Amseln und Drosseln fressen sie allerdings sehr gern. Die leicht frostempfindliche Pflanze bevorzugt milde, feuchte Winter und ist dadurch eine Profiteurin der Klimaerwärmung. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde die Stechpalme verehrt, stehen ihre immergrünen Blätter doch seit jeher für Unvergänglichkeit, Tod und Wiedergeburt und noch heute ist es in Nordeuropa und Nordamerika Brauch, das Haus zu Weihnachten mit Stechpalmenzweigen zu schmücken.
Im englischsprachigen Raum heißt die Stechpalme "holly wood", weil sie als Baum der Frau Holle gilt. Die Filmmetropole im Westen der USA wurde wegen der vormals dichten Stechpalmenbestände nach dieser Pflanze benannt. Ihren deutschen Namen verdankt sie nicht der Verwandtschaft mit den Palmen, sondern er steht in direktem Zusammenhang mit ihrer Verwendung am Palmsonntag. In Ermangelung echter Palmblätter wurden ihre Zweige mit den immergrünen Blättern und den roten Früchten gerne in Palmbuschen gebunden.
Feucht und schattig
In Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit und kalkarmem, nährstoffreichem Boden fühlt sich Ilex besonders wohl. Häufig ist die Hülse, wie sie auch genannt wird, im Unterwuchs zwischen Tannen und Buchen zu finden, weil sie mit wenig Licht zurechtkommt. Auf Grund ihrer immergrünen Blätter kann Sie auch im Winter und im zeitigen Frühjahr Fotosynthese betreiben und hat daher einen kleinen ökologischen Vorteil gegenüber laubabwerfenden Gehölzen.
Ihre glänzenden, ledrigen Blätter treten in zwei unterschiedlichen Formen auf, die unteren sind stachelig gezähnt, während sie sich an den oberen Zweigen ganzrandig entwickeln. Der stachelige Schutz wird in der Höhe nicht benötigt, da dort kaum hungrige Tiere an die schmackhaften Blätter gelangen können.
Bäumchen wechsle dich
Bei der Stechpalme handelt es sich um eine zweihäusige Pflanze, es gibt sowohl weibliche als auch männliche Exemplare, die ab Mai ihre weißen Blüten zeigen und mit ihrem Nektar viele Bienen anlocken. Leuchtend rote Steinfrüchte entwickeln sich jedoch nur auf den weiblichen Bäumen, obwohl es Ausnahmen gibt, da in den Blüten das jeweils andere Geschlecht noch rudimentär vorhanden ist und es mitunter vorkommen kann, dass das Geschlecht dauerhaft gewechselt wird.
Die im Herbst reifen Früchte dienen Vögeln wie Amseln und Drosseln als ideale Winternahrung. Da die Vögel ganze Arbeit leisten, ist der schöne Baumschmuck meist schon nach kurzer Zeit verschwunden. Die unverdauten Samen werden jedoch von den Vögeln wieder ausgeschieden, die so für ihre Verbreitung sorgen.
Als dekorative und schattenverträgliche Pflanze ist sie bestens für den Hausgarten geeignet, zumal es viele verschiedene Sorten für diverse Ansprüche gibt. Ihre tierischen Mitbewohner werden es Ihnen danken, wenn sie Stechpalmen im Garten setzten, da sie vielen von ihnen Nahrung und Lebensraum bieten.
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