Spechte – Wer klopft denn da?

Spechte sind markante Vertreter der heimischen Vogelwelt und mit neun regelmäßig bei uns in Oberösterreich vorkommenden Arten eine recht übersichtliche Gruppe. Sieben von ihnen kann man auch im Stadtgebiet von Linz und den Umlandgemeinden begegnen. Besonders im Winter sind die Chancen auf Spechtsichtungen erhöht, da die meisten Bäume und Sträucher unbelaubt sind und manchen Arten wie der Buntspecht oder auch der Grünspecht nun gerne in unsere Gärten kommen, um sich am Angebot der Futterhäuschen zu bedienen, sofern diese Fettblöcke, Nüsse oder gar getrocknete Insekten beinhalten.

Als typische Bewohner alter strukturreicher Wälder leben Spechte auch in vielen historischen Parkanlagen mit altem Baumbestand, wo sie, wenn genügend Totholz vorhanden ist, Nahrung und Platz für ihre Bruthöhlen finden. Spechte leben meist einzeln oder paarweise und tragen durch Futtersuche und Höhlenbau selbst zur Anreicherung von Totholzstrukturen bei. Mit Ausnahme des Wendehalses zimmern sich alle Spechtarten ihre Bruthöhle mit erheblichem Kraftaufwand selbst und jedes Jahr neu. So tragen sie zum Nistangebot für andere Höhlenbrüter beziehungsweise -bewohner bei. Nicht nur zahlreiche Vogelarten wie Meisen, Kleiber, Rotschwänze oder der Steinkauz nutzen die Baumhöhlen, sondern auch Bilche wie der Siebenschläfer, Fledermäuse und verschiedene Insekten, vor allem holzbewohnende Käferarten, sind darin zu finden.

Vor Kopfweh gefeit!

Spechte machen sich nicht nur durch ihre charakteristischen Rufe, sondern auch durch ihr Trommeln und die Hackgeräusche bei der Nahrungssuche bemerkbar. Mit erheblicher Ausdauer klopfen sie dabei mit ihrem Schnabel gegen Baumstämme bis das Holz zersplittert. Während das sogenannte „Meißeln“ der Futtersuche oder dem Bau einer Wohnhöhle dient, wird das „Trommeln“ zum Abgrenzen des Reviers oder zum Anlocken eines Geschlechtspartners genutzt, da es weithin hörbar ist. Dabei kann ein Specht bis zu 20 Schläge pro Sekunde ausführen, jeder Schlag entspricht einem Aufprall des Schnabels mit 25 km/h gegen eine Wand. Kopfweh oder eine Gehirnerschütterung bekommt er davon nicht. Warum? Das Gehirn des Spechts sitzt relativ fest im Schädel, wodurch es bei einem Aufprall kaum hin und her geschleudert wird, außerdem dienen starke, den Schädel umgebende Muskel als Stoßdämpfer. Sie absorbieren einen Großteil der Energie, die beim Aufprall frei wird.

Die Spechtzunge – ein perfektes Werkzeug

Die heimischen Spechtarten ernähren sich von Insekten und deren Larven, die sie unter Baumrinde oder im morschen Holz finden. Einige Arten wie der Grünspecht oder der Wendehals fressen hauptsächlich Ameisen und deren Puppen, die sie im Boden von Wiesenflächen aufspüren. Ihre Zunge ist dabei bestens an diese Art der Nahrungssuche angepasst. Sie ist lang und dünn und kann bis zu zehn Zentimeter weit herausgestreckt werden, so ist es den Vögeln möglich zu ihren Beutetieren vorzudringen. Die Zungenspitze ist zudem verhornt und mit Borsten versehen, die regelrecht als Widerhaken fungieren.

Buntspechte erweitern ihren Speiseplan gern um Eicheln und Nüsse, die sie in Baumspalten, den sogenannten „Spechtschmieden“, einklemmen und dann aufhacken.

Von groß bis klein

Unsere größte einheimische und auch in Linz vorkommende Spechtart, der Schwarzspecht, ist ein typischer Bewohner alter Buchenbestände, er kann aber auch in Nadelwäldern brüten. Er ist fast krähengroß und mit seinem schwarzen Gefieder und dem roten Schopf am Kopf unverwechselbar. In Siedlungen verirrt er sich nur selten.

Grünspecht und Grauspecht sind etwas kleiner und häufig am Boden anzutreffen, da sie sich auf Ameisen, deren Larven und Puppen als Nahrung spezialisiert haben. Alte Streuobstwiesenbestände sind der Hauptlebensraum des Grünspechts, während der Grauspecht deutlich anspruchsvoller ist und alte, strukturreiche Laubmischwälder bevorzugt.

Der häufigste unter den Spechten ist der Buntspecht, der als sogenannter Hackspecht seine Nahrung im morschen oder toten Holz sucht. Vom Aussehen her recht ähnlich, doch deutlich seltener ist der Mittelspecht, der alte Laubholzbestände benötigt und in den Traun-Donau-Auen noch geeignete Reviere findet.
Eine Besonderheit stellt der Wendehals dar, er zimmert nicht nur als einziger Specht seine Bruthöhle nicht selbst, sondern ist auch ein Zugvogel, der den Winter in Afrika verbringt.

Der kleinste, ist der nur spatzengroße Kleinspecht, der ebenfalls noch im Europaschutzgebeit Traun-Donau-Auen zu finden ist, da er Auwaldgebiete mit Weichholzarten wie Pappeln, Erlen und Weiden braucht.

Gehen Sie doch beim nächsten Spaziergang mit besonders offenen Augen und Ohren durch die Linzer Natur und die Chancen stehen gut, dass Sie das Trommeln eines Spechtes hören können und wer weiß, vielleicht bekommen Sie sogar einen zu Gesicht. Sollte es Ihnen auch gelingen ein Foto von ihm zu machen, dann unterstützen Sie doch unser Projekt "Linz tierisch" und melden Ihre Sichtung auf www.naturbeobachtung.at.

Mehr Infos zu den Spechtarten in den Traun-Donau-Auen